Epoche von 1700 bis 1810.
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Im Ganzen lässt sich auch hier ein Sinken der Technik und des
Gefühls für Klarheit und Harmonie der Färbung wahrnehmen.
Die Städte, in welchen die Malerei vorzugsweise ausgeübt wurde,
sind: Wien, Frankfurt, Dresden, Berlin, Hamburg, Leipzig und
Prag. Die Zahl der Künstler, welche ein allgemeineres Interesse
darbieten, ist indess nur mässig.
Ich komme zuerst auf die Historienmaler.
Johann Kupetzky, geboren zu Pössing in Oberungarn 1666,
gestorben zu Nürnberg 1740, war der Schüler des Malers Klaus
in der Schweiz, bildete sich indess während eines Aufenthalts in
Italien nach den Vorbildern der dortigen, grossen Meister aus. Er
fand mit seinen historischen Gemälden, ungleich mehr aber noch
mit seinen Bildnissen, deren er eine sehr grosse Zahl ausführte, in
Wien und anderen Orten einen ungemeinen Beifall. Und er war
in der That ein tüchtiger Zeichner, in seiner Farbe kräftig, meist
warm, wenngleich öfter etwas schwer, in seinem Vortrag breit und
frei. Sein Impasto ist bisweilen von einer übertriebenen Stärke.
In seinen historischen Bildern herrscht die realistische Richtung
vor. Seine, übrigens lebendig aufgefassten, Bildnisse haben in den
Motiven häufig etwas Gesuchtes und verrathen darin einen Einfluss
der französischen Schule. Seine historischen Bilder kommen in den
Gallerien selten vor. In der zu Berlin befindet sich von ihm
unter N0. 1034 ein heiliger Franciscus von portraitartigen Forzncn,
aber ernstem, würdigem Ausdruck und warmer, kräftiger Malerei.
Letzteres gilt auch von seinem eignen Bildniss, ebenda No. 1007.
Das seiner Tochter, als Schäferin, ebenda N0. 1022, ist indess
geziert und auch kalt in der Farbe. Dagegen ist das Bildniss
einer vornehmen Frau mit ihrem Söhnchen in der Gallerie zu NVien
bequem aufgefasst und in einer klaren Farbe fleissig ausgeführt,
sein eignes, vom Jahr 1709 datirtes, ebenda, aber in den Augen
und Schatten von einer fast rembrandtschen Klarheit. Nur die
Lichter sind von einem schweren, speckigen Ton,
Wenzel Lorenz Reiner, geboren zu Prag 1686, gestorben
ebenda 1743, war ein Schüler von Schweiger in Prag. Sein sehr
vielseitiges Talent für die Malerei äusserte sich schon sehr zeitig.
In der früheren Zeit malte er vorzugsweise Vorgänge aus dem
Soldatenleben, besonders Schlachten, aber auch architektonische
Ansichten. In den ersteren folgte er der Manier des Peter van
Bloemen, in den Bildern der zweiten Art, wovon die Dresdener