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Buch.
Kapitel.
viel geringerer Maler, als der vorige, in der Auffassung oft manie-
rirt, in der Färbung kalt, bunt und schwer, in der Ausführung
geistlos. Das beste, mir von ihm bekannte, Bild ist ein Hirsch
und zwei Rehe in einer Landschaft, in der Gallerie zu Wien.
Zwei Pferdestiicke ebenda, leiden dagegen an jenen gerügten
Mängeln. Ein Eberkopf, an derselben Stelle, ist wenigstens sehr
ileissig in der Ausführung. Ein todter Hase, N0. 165, der Gal-
lerie zu München, ist geschmacklos in der Anordnung und minder
Heissig, als das Bild des Binders.
Karl Wilhelm von Hamilton, geboren 1668, oder 1670,
zu Brüssel, gestorben 1754, ein Bruder der vorigen, malte allerlei
Pflanzen, an derem Fusse Schlangen, Eidechsen u. s. w., ganz nach
dem Vorbilde des van Schrieck. Er ist indess in der Farbe schwerer
und dunkler, in der sehr fleissigen Ausführung geleckt. In Gal-
lerien ist mir kein Bild von ihm bekannt.
Kapitel.
Drittes
Die
deutsche
Schula
Da Deutschland sich etwa von Anfang des 18. Jahrhunderts
ab von den tiefen Wunden, welche ihm der dreissigjährige
Krieg geschlagen, wenigstens in so weit erholte, dass es wieder zu
einem gewissen Wohlstand, der unerlässlichen Bedingung einer all-
gemeineren Ausübung der Kunst, gelangt war, bildete sich auch
eine grosse Anzahl von Malern aus, welche die der deutschen Na-
tion angeborene Kunstliebe befriedigten. Es lagen indess keine
Elemente in der Zeit, um das Emporblühen einer Malerschule zu
begünstigen, welche ein nationales Gepräge gehabt hätte. Die
Mehrzahl der Maler schloss sich daher auch jetzt der holländischen,
verschiedene der italienischen, einige der französischen Schule an.
Andere folgten den eklektischen Regeln der Kunstakademien, noch
andere endlich, namentlich einige Genre- und Thiermaler, hielten
sich, in entschiedenem Realismus, unmittelbar an die Natur. Die
Werke dieser letzteren sind es, welche am meisten das Gefühl des
deutschen Naturels tmgen und daher bei weitem am erfreulichsten.