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Kapitel.
verziert. Wenn wir ihn mit Jan David de Heem, dem grössten
Frucht- und Blumenmaler der vorigen Epoche, vergleichen, so
steht er jenem in der stylgemä-ssen Anordnung, wie in der tiefen
und satten Harmonie der Zusammenstellung der Farben um Vieles
nach. Ja es giebt Bilder von ihm, welche in der Anordnung zer-
streut, in der Farbenwirkung bunt sind. Dagegen macht er jenem
gegenüber seine Eigenthümlihkeit durch die wunderbare Helle seiner
sonnigen Beleuchtung geltend, worin, mit Festhaltung der Lokal-
farben der verschiedenen Blumen und Früchte, Alles mit der
grössten Sorgfalt modellirt ist und sich, anstatt des bisher ge-
bräuchlichen dunklen Grundes, den er indess auch, besonders in
seiner früheren Zeit, noch öfter anwendete, von einem hellen
Grunde abhebt. Wenn man den J. D. de Heem in seiner warmen,
goldigen Harmonie den Tizian der Blumen- und Fruchtmaler nen-
nen könnte, so verdient J. van Huysum in seiner lichten, sonnigen
und heiteren Wirkung füglich den Namen des Correggio dieser
Gattung. In der meisterlichen Zeichnung und der Wahrheit der
einzelnen Gegenstände stehen beide Meister auf einer Höhe, nur
dass de Heem vorzugsweise Früchte, van Huysum vornehmlich
Blumen gemalt, und die Wahrheit, z. B. im Glanze der Tulpen,
dem Staub der Aurikehl, den Thautropfen, noch mehr im Einzel-
nen verfolgt hat. Diesen letzten, auf die grosse Masse der Lieb-
haber am stärksten wirkenden Eigenschaften verdankt J. van Huysum
es vornehmlich, dass seine Bilder schon zu seiner Zeit von den
ersten Fürsten und den reichsten Liebhabern eifrig begehrt und
hoch bezahlt worden sind, und auch noch heut von allen Malern
dieser Gattung bei weitem die höchsten Preise erreichen. Ausset-
dem hat er sich gefallen gelegentlich auch Landschaften zu malen.
Sie sind indess in dem conventionellen italienischen Geschmack ge-
halten, und in der Farbe waltet häuüg ein zu eintöniges Grün
vor. Endlich artet die sehr ins Einzelne gehende Ausüihrung öfter
in das Kleinliche aus. Er muss ein ausserordentlich fleissiger
Künstler gewesen sein, denn, obwohl er ein Alter von 67 Jahren
erreichte, ist doch, bei der ausserordentlichen Ausführung seiner
meisten Bilder, schon die Anzahl von 116, welche Smith anführt,
sehr beträchtlich. Hierzu kommen endlich noch eine grosse Menge
von Handzeichnungen, deren sehr viele, in Farben in Aquarell ge-
malt, einige aber so im Einzelnen durchgeführt sind, dass sie eben-
falls viel Zeit gekostet haben müssen. Nach den vorher gemachten