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Epocl
bis 1810.
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gleich sie bis zu hohem Alter in ungeschwäcliter Kraft malte, ist
die Anzahl ihrer Bilder doch mässig. Zwei besonders ausgezeich-
nete Blumensträusse befinden sich _im Museum des Haag-s. Das
grössere Bild, N0. 128, ist von einer bei ihr seltnen Wärme und
Harmonie. Die sehr weiche Behandlung ist dabei etwas breiter
als gewöhnlich. Das kleinere, N0. 129, ist von einer ausserordent-
liehen Klarheit, Zartheit und Weiche. Würdig schliessen sich diesen
zwei Blumenstriiusse, N0. 270 und 424, Cabinette, der Gallerie zu
München an, welche auch, unter N0. 409, des in Wahrheit,
lmpasto und Meisterschaft der Ausführung schönste, mir von ihr
bekannte, Fruchtstück besitzt. Auch unter den sieben Bildern von
ihr in dem Schlosse Wilhelmshöhe zu Kassel befinden sich einige
ihrer ausgezeichnetsten Arbeiten.
Jan van Huysum, geboren zu Amsterdam 1682, gestorben
ebenda. 1749, war der Schüler seines Vaters Justus van Huysum, eines
geschickten Decorationsmalers, welcher in dieser Weise Gegenstände
verschiedenster Art Thiere, Landschaften, See- und Architektur-
stücke, Früchte und Blumen, auch blose Ornamente zum Schmuck
der Zimmer nach der damals in Holland herrschenden Sitte aus-
führte. Bei diesen Arbeiten bediente er sich der Hülfe von Jan
und drei andern Söhnen. Hier zeigte nun Jan eine solche Vor-
liebe und eine so grosse Anlage für Frucht- und Blumenstücke,
dass er die Ausführung von solchen zur Hauptaufgabe seines Le-
bens machte. Während es aber in der Kunstgeschichte eine sehr
gewöhnliche Erscheinung ist, dass die Maler in ihrer frühsten Zeit
sehr im Einzelnen ausführen, allmälig aber zu einer breiteren,
öfter selbst in das Derorative ausartenden, Behandlung fortschrei-
ten, bietet er ein seltnes Beispiel des umgekehrten Ganges dar,
indem er von der decorativen Weise seiner Jugend zu der grössten
und hewunderungswürdigsten Ausführung aller Einzelheiten über-
ging, und dieser auch bis in sein höchstes Alter treu blieb. Dass
er dessungeachtet auch noch in seinen reiferen Jahren gelegentlich
in einer breiteren Weise ausfiihrte, beweist ein grosser Blumen-
strauss in einer bronzenen, auf einem Marmortisch stehenden, Tase
N0. 972, im Museum zu Berlin, welches die Bezeichnung Jan van
Huysum fecit 1722 trügt. Die Mehrzahl seiner Bilder sind von
ähnlicher Composition. Die, auch häuüg die Terra cotta nachahmen-
den, Vasen sind in der Regel im antikisirenden Geschmack mit
Nymphen, Liebesgöttern u. s. w., von höchst eleganter Ausführung