Epoche von 1700 bis 1810. 275
üihre ich eine Frau, welche einen Hahn rupft, und einen Knaben,
ein bezeichnetes Bild in der Gallerie des Haags, N0. 108, und
einen alten Maler, der zwei Knaben im Zeichnen unterrichtet,
N0.1010, des Museums zu Berlin, ein ebenfalls bezeichnetes
Bild, an.
Willem van Mieris, geboren zu Leydcn 1662, gestorben
ebenda 1747, war ein Schüler seines Vaters Frans van Mieris.
Ausser den von diesem behandelten Gegenständen befasste er sich
auch mit Darstellungen aus dem Kreise der Mythologie, meist in
Landschaften, welche, bei einem sehr prosaischen und nüchternen
Gefühl, und einem gänzlichen Mangel an Grazie, einen sehr
widrigen Eindruck machen. In seinen früheren Genrestücken kommt
er bisweilen seinem Vater, dessen Bilder er sogar häufig copirte,
nahe, wenn er ihm schon in der Zeichnung und im Impasto immer
nachsteht. Später aber wird er geistlos und einfiirmig in seinen
Köpfen, kalt und bunt in der Färbung", mag-er und geleckt im
Vortrage. Er malte in dieser Zeit vorzugsweise Gemüse- nnd Wild-
händler in Fensterbriistungen und Küchen, wo er denn Gelegen-
heit fand, seinen ausserordentlichen, aber geistlosen Fleiss in der
unsäglichsten ,Ansfiihrung von allem diesem Beiwerk zu zeigen.
Die Anzahl der in seinem langen Leben gemalten Bilder ist unge-
mein gross. Besonders charakteristisch für ihn sind: Drei Kinder
in verschiedener Weise beschäftigt, N0. 326, im Louvre. Das
Kind, welches Seifenblasen macht, hat er nach seinem Vater copirt.
Dies Bild ist aus seiner früheren Zeit, und in Wahrheit, Wärme,
Harmonie, Beleuchtung und Ausführung eins seiner besten. Das
Gegenstück, N0. 327, ein Wildhändler, welcher seine Waare
auslegt, ist zwar minder gefällig, doch von ähnlichem Kunst-
werth. Auch der Laden eines Würzkrämers, N0. 93, im Museum
des Haags, ein Beispiel seiner unsäglichen Ausführung, gehört
mindestens seiner mittleren, in der Färbung noch ziemlich warmen
Zeit. an. Eine sehr gute, nur in den Schatten schwerere Copie
nach einem Bilde seines Vaters ist ein Krieger in der Gallerie zu
Wien, mit seinem Namen und 1683 bezeichnet. Wie weit er in-
dess schon damals hinter jenem znrückblieb, wenn er sich auf
seine Hand versuchte, beweist das 1684 bezeichnete Gegenstück
desselben, eine Dame in einem Atlaskleide, ebenda, durch die
grössere Härte und die kältere Färbung. In keiner Gallerie kann
man indess diesen Meister so vollständig von seinen guten und