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Buch.
Kapitel
vorher genannten Gattungen, besonders auf die Portraitmalerci,
welche er sehr häufig, bei einem mehrjährigen Aufenthalt in Lon-
don, ausübte. Er war ein guter Zeichner, aber kalt und schwer in
der Färbung. In der Ausführung beiliss er sich einer öfter fast
übertriebenen Sorgfalt. In England müssen sich in Privatbesitz
noch manche seiner Bilder befinden. In Gallerien kommt er selten
vor. Blumen in einem Pokale in der Gallerie zu München,
N0. 532, Cabinette, von vielem Verdienst, zeigen in dem kühlen
violettlichen Gesammtton, wie in der Ausführung des Einzelnen,
einen entschiedenen Einfluss der Rachel Ruysch. Ein Kind in
Lebensgrösse mit einem Papagei und Blumen in den Händen nebst
reichem Beiwerk, in der königl. Gallerie zu Augsburg, macht durch
den kalten und schweren Gesammtton eine unangenehme Wirkung,
ist indess im Einzelnen mit einer ungemeinen Delikatesse aus-
geführt. 1
Von fünf Söhnen und einer Tochter dieses Künstlers, welche
sämmtlich die Malerei von ihm lernten, und in London ihre Kunst
ansübtenß zeichneten sich am meisten der 1706 geborne Ger-
hart, und der 1719 geborene Frans" van der Myn aus. Von
dem ersteren befindet sich eine Dame als Sehüferin gekleidet, unter
N0. 1037, im Museum zu Berlin. Dieses, mit dem Namen des
Künstlers und 1763 bezeichnete, Bild zeigt in der sehr gesuchten
Art, wie die Schäferin mit der rechten Hand eine Rose pflückt,
mit der linken eine Schürze mit Blumen hält, einen starken Ein-
iinss der damaligen französischen Schule. Es ist übrigens in einer
etwas kühlen Färbung mit vielem Geschick gemalt. Von Frans
van der Myn, dessen Meisterschaft in der Malerei verschiedener
Kleiderstoife gerühmt wird, ist mir in Gallericn kein Bild bekannt.
Ich gehe jetzt zu den eigentlichen Genremalern über, welche
gelegentlich, aber mit sehr unglücklichem Erfolg, auch Gegenstände
aus der heiligen und Profangeschiehte, wie aus der Mythologie,
behandelten, häufig und mit vielem Geschick Bildnisse malten.
A. de Pape. Dieser fast unbekannte Meister ist unbedingt
einer der besten Grenremaler dieser Epoche. Er ist wahr und
sprechend in den Motiven, lebendig in den Köpfen, harmonisch in
der, bisweilen selbst kräftigen, Färbung, und im Vortrag, von
einer iieissigevi und weichen Ausführung. Als Beispiele von ihm
1 S. Kunstwerke und Künstler in Deutschland T!
Familie van der Myn, Walpole S. 425.
die
über