Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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Sammlung der Eremitage zu Petersburg befindliche Fusswaschung 
Christi durch Magdalena, welche etwa derselben Zeit angehören 
möchte. Die Köpfe Christi und der Magdalena gehören zu den edel- 
sten, welche Rubens gemalt hat. Obwohl in der Auffassung sich dem 
Genreartigen nähernd, so ist doch das, 1625 bezeichnete, Bild, 
Loth mit seinen Töchtern aus Sodom tliehend, im Louvre N0. 425, 
durch die Schlankheit und Mässigung in den Formen, die Feinheit 
des Gefühls in den Köpfen, die Gediegenheit der Durchführung 
eines seiner anziehendsten Bilder. Von derselben Zeit und Art ist 
die Verstossung der Hagar in der Ermitage zu Petersburg, und 
zugleich ein wahres Wunder des tiefen, glühenden Helldunkelsß 
In der späteren Zeit lässt sich an den Gemälden des Künstlers 
eine allmälige Veränderung wahrnehmen. Die Compositionen zeigen 
einen Pomp, eine Ueberfülle, welche in etwas an die überreichen 
Formen des Jesuiterstyls in der Architektur erinnert. In__ den Köpfen 
tritt entschiedener der Realismus hervor, das Gefühl wird kühler 
und weltlicher, (die Formen der Körper erhalten eine Fülle, welche 
öfter in Uebertreibung ausartet, die Färbung wird im Lokalton des 
Fleisches röthlicher, im Allgemeinen, aber öfter auf Unkosten der 
Wahrheit, brillanter, die höchst geistreiche und leichte Behandlung 
artet häufig in Flüchtigkeit aus. Eins der frühsten Beispiele dieser 
neuen Kunstweise gewährt die, im Jahr 1624 ausgeführte, "Anbe- 
tung der Könige im Museum zu Antwerpen, N0. 266. In der 
ganzen Auffassung sieht man den Einfluss des ligglgjieronese, die 
Maria ist hier fast gemein, das Kind sehr gewöhnlich, die Färbung 
von einer erstaunlichen Kraft und Wärme, die Behandlung von un- 
gemeiner Breite. Eins der ansprechendsten Bilder aus dieser Zeit 
ist dagegen die ebenda befindliche heilige Therese, N0. 26;, welche 
den Bernardin de Mendoza aus dem Fegefeuer befreit. Die Köpfe 
sind hier gefällig, aber weltlich, die leichte und geistreiche Be- 
handlung von wunderbarer Weichheit. Dass Rubens aber auch 
noch in seiner letzten Zeit im Stande war, ein Werk mit sorg- 
fältigem Studium durchzuführen, beweist sein Martyrium des heiligen 
Petrus zu Köln vom Jahr 1638, Wvelches, wie widerstrebend auch 
die Auffassung des Heiligen durch seine grässliehe Wahrheit ist, doch 
in dem Aufwand von Kunst eine noch ungcschwiichte Kraft zeigt. 
geführte, Skizze dieses Bildes mit verschiedenen, vortheilhnften Abweichungen 
beündet sich in der t-refflichen Sammlung von B. Suermond in Aachen. 
1 Das Exemplar der Gallerie Grovenor in London ist skizzenhafter behandelt.
	        
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