Zweites
Kapitel.
Die
holländische
Schule.
Die Historienmalerei trieb in dieser Epoche in Holland fast nur
noclreinige schwache Zweige in der kalten und conventionellen
NVeise des Adriaexi van der Werff. Die Mehrzahl dieser Maler be-
handelte überdem noch häuüger als er Gegenstände der Genre-
malerei und führte gelegentlich auch Bildnisse aus.
Pieter van der Werff, geboren 1665 zu Rotterdam, ge-
storben 1718 ebenda, war der Schüler und Gehülfe seines Bruders
Adriaen und eignete sich dessen ganze Kunstweise so sehr an, dass
seine Bilder von minder Kündigen für Werke des Adriaen genom-
men werden, um so mehr, als er hitnüg Bilder desselben copirte.
Sie unterscheiden sich indess von jenen, zu ihrem Nachtheil, durch
eine gewisse Lahmheit im Gefühl, durch eine schwächere Zeich-
nung, eine gleichmässig kältere und schwerere Färbung und durch
einen geistloseren und geleekteren Vortrag. Drei Bilder von ihm
im Museum "von Amsterdam genügen, ihn kennen zu lernen.
Das eine, N0. 359, vom Jahr 1710, stellt einen heiligen Hierony-
mus, die anderen, N0. 360 und 361, zwei Mädchen, welche die
Statue des Amor bekränzen, vom Jahr 1713, und ein junges Mäd-
chen, welches nach einer Statue der Venus zeichnet, vom Jahr
1715, dar. In Deutschland führe ich aus dem Museum zu Berlin
eine Beweinung des Leichnams Christi, N0. 511, vom Jahr 1709,
aus der Gallerie zu Dresden zwei Männer an einem Tische,
N0. 1553, au. _
Hendrik van Limborch, geboren im Haag 1680, gestorben
1758, war ebenfalls ein Sehülerdes A. van der Werif. Ausser den
Gegenständen der Historienmalerei, worin er als ein treuer, doch
geringerer Nachahmer seines Lehrers erscheint, malte er auch ge-
legentlich Bildnisse und Landschaften. Im Louvre befinden Sich
Zwei mit seinem Namen bezeichnete Bilder, eine Ruhe auf der
Flucht nach Aegypten, N0. 268, und das goldne Zeitalter, N0. 269.
Jan Philipp van Schlichten, gestorben 1745, gleichfalls
ein Schüler des A. van der Werff, ist zwar ebenfalls im Ganzen
schwächer und manierirter, als jener, hat aber wenigstens öfter