Epoche von 1600 bis 1690.
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Säulen ruhende Heerde, und ein Hirt mit einem Lamm, datirt
1674, am meisten durch die Klarheit des Tons aus. Dort befindet
sich aber auch, No. 277, sein eignes, von ihm gemaltes Brustbild
in Lebensgrösse, welches, sowie ein anderes, N0. 123, in der
Gallerie zu München, durch die gute Zeichnung, die treffliche
lliodellirung, die meisterliche Behandlung zeigt, dass er auch
solcher Aufgabe durchaus gewachsen war. Nur die Farbe ist auch
hier kaltröthlich und schwer. In seinen Radirungen, WO die Farbe
wegfällt, steht H. Roos indess ganz auf einer Höhe mit den gröss-
ten holländischen Malern. Die ausserordentliche Naturwahrheit der
Thiere, vor allem der Schafe, worin ihm, meines Erachtens kein
anderer Meister gleich kommt, die treffliche Zeichnung, welche
auch die schwierigsten Verkürzungen mit Sicherheit handhabt,
finden sich hier mit einer ausserordentlichen Gewandtheit der leich-
ten und geistreichen Nadel, welche alle Einzelheiten, z. B. die
verschiedene Art des Fells der Thiere, der Kühe, der Schafe, der
Ziegen auf das Glücklichste wiedergiebt, vereinigt. Hierüber aber
ist die allgemeinevHaltung und die Beobachtung des Helldunkcls
in keiner Weise vernachlässigt. Den 39, von Bartsch beschriebe-
nen Blättern hat Weigel noch 3 hinzugefügt, so dass wir jetzt-
42 von ihm besitzen. Zu den schönsten unter diesen gehören
N0. 31, welches Bartsch „la bergere" nennt, und wovon, ungeachtet
der grossen Seltenheit, sich zwei Abdrücke in der Kupfcrstichsamm-
lung des britischen Museums befinden, und N0. 38, eine reiche
Landschaft im italienischen Geschmack, in derem Vorgrunde ein
schlafender Schäfer mit seiner kleinen Heerde. Die WVirkung dieses
Blattes ist ebenso malerisch und warm, als die Behandlung breit
und geistreich.
Philipp Roos, genannt Rosa di Tivoli, Sohn und Schüler
des vorigen Meisters, geboren zu Frankfurt 1655, gestorben zu
Rom 1705, malte in der früheren Zeit in der Weise seines Vaters,
bildete aber später, als er sich zu Tivoli niedergelassen, sich eine
davon ganz verschiedene aus. Er malte nämlich in breiter, dekorativer
Weise Bilder von ansehnlichem Maassstabe, worauf Menschen und
Thiere in Naturgrösse dargestellt sind. Gelegentlich fügte er Seinen
Thieren Figuren aus der heiligen, oder Profangeschichte, als Noah,
der die Arche verlässt, oder Orpheus, welcher die Geige spielt,
bei. Unerachtet er die Thiere mit grosser Wahrheit auffasste und
in geistreicher Weise mit breitem Pinsel malte, machen doch die