Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
de Velde so sehr anziehen. Uebrigens verband er einen gewählten 
Geschmack für die Composition mit dem.feinsten Naturgefühl für 
die Thiere, von denen ihm vor allen die Schafe gelingen, und einer 
vortrefflichen Zeichnung. Obwohl seine Bilder auch in der Hal- 
tung, in der Wärme und Klarheit des Tons öfter durchaus be- 
friedigen, war doch der Farbensinn die schwächere Seite seines 
Talents, so dass manche Bilder von ihm bunt ausgefallen, andere 
in einem fehlen und kalten Ton gehalten sind. Auch kommt er, 
wie frei, und _auch wieder wie delikat, seine Pinselführung ist, im Im- 
pasto den grossen, niederländischen Thiermalern nicht gleich. Da die 
Anzahl seiner Bilder, unerachtet ihrer sehr in's Einzelne gehenden 
Ausführung, und des mässigen Alters von 54 Jahren, welches er er- 
reichte, sehr zahlreich ist, muss er sehr {ieissig gewesen sein. Von 
den Gallerien in Deutschland haben die zu München und Frau k- 
furt die meisten Bilder von ihm aufzuweisen. Das frühste, mir von 
ihm bekannte, mit einem Datum versehene Bild ist eine, 1663 be- 
zeichnete, ruhende Heerde mit einem Hirten, welcher einem Mädchen 
ein Lamm bringtyNo. 124, der Münchener Gallerie. Es ist an- 
sprechend in der Oomposition, brillant beleuchtet und ungewöhn- 
lich kräftig impastirt, doch etwas bunt. Als ein Beispiel, wie 
schreiend bunt dieser Maler bisweilen ist, führe ich einen weissen 
Stier, der durchs Wasser geht, ebenda N0. 107, an. Reizend in 
der Composition, harmonisch und saftig in der Färbung und von 
fleissiger Ausführung ist dagegen ebenda, N0. 132, eine ruhende 
Heerde, worauf ein Hirt und eine Hirtin mit einem springenden 
Bock spielen. Zwei der schönsten Bilder von ihm, beide mit 1682 
bezeichnet, besitzt indess die Gallerie zu Wien. Das eine, worauf 
einiges Vieh in der Nähe eines Brunnens, ist schön componirt, 
sonnig beleuchtet, in allen Theilen klar, und höchst delicat in der 
Ausführung. Das andere, mit weidendem Vieh in der Nähe einer 
Felswand, vereinigt mit ähnlichen Vorzügen eine noch grössere 
Kraft und für ihn seltne Wahrheit in der harmonischen, abendlichen 
Sonnenbeleuchtung. Ungleich minder harmonisch, aber durch den 
Umfang, 4 F. 11,31 Z. hoch, 6 F. ßfßz Z. breit, und durch den 
Reichthum der C0mp0siti0n,ausgezeichnet, ist ein mit 1653 be- 
zeichnetes Bild, N0. 909, im Berliner Museum. Die stattliche 
Landschaft enthält ausser einer zahlreichen Heerde von Vieh noch 
eine, sich an einem Brunnen erfrischende, Jagdgesellschaft. Unter 
den Viehstücken in Frankfurt zeichnet sich, N0. 278, eine neben
	        
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