258
Buch.
8. Kapitel.
sich über die Erlegung des pythischen Drachen freut, in der
Gallerie degli Ufiizii zu Florenz. Der Gott ist hier ebenso ge-
mein in seinen Gesichtszügen, als in seiner Bewegung. In einem
kleinen Bilde, der Vermählung der heiligen Oatharinzt, datirt1647,
in der Gallerie zu Wien, wird, bei übrigem Einfluss des Rubens,
der Ton schon fahl und schwach. Ein Archimed mit dem Cirkel
ebenda, sehr iieissig in der Manier des Honthorst gemalt, vom
Jahr 1651, ist vollends im Fleisch von schwerer, braunrother
Färbung. Obwohl ungleich minder gut, als die Schützengilde in
Amsterdam, besonders, mit Ausnahme der Köpfe, sehr schwer und
dunkel in der Farbe, ist sein 1650 ausgeführtes Fest des west-
phälischen Friedens, N0. 65, in der Sammlung des Landauer
Brüderhauses zu Nürnberg. Die Portraitc, zumal das des Künst-
lers zur Rechten im Vorgrunde, sind recht lebendig und in einem
warmen Ton tüchtig gemalt. Ueber Sandrart als Kunstschriftsteller
habe ich mich schon an einer anderen Stelle ausgesprochen.
Carl Sereta, geboren zu Prag 1604, gestorben ebenda 1674,
bildete sich als Künstler in Italien, namentlich in Rom aus, welches
er 163-1 in Gesellschaft von Wilhelm Baur besuchte. Er war in-
dess ein so originelles und namhaftes Talent, dass man in seinen
NVerken nicht die Nachahmung eines bestimmten Künstlers erkennt,
sondern nur gewahr wird, dass er sich dort alle darstellende Mittel
der Kunst aneignete. Er war mit einer ungemeinen Leichtigkeit der
Erfindung begabt. Manche seiner historischen Gemälde zeigen ein
dem Rubens verwandtes Feuer. In seinen männlichen Heiligen
herrschen Kraft und Würde, in den weiblichen viel Sinn für Schön-
heit, in beiden ein edles und warmes Gefühl. Dabei haben seine
besten Bilder eine treffliche Haltung und verrathen eine tüchtige
Kenntniss des Helldunkels. In der Führung des Pinsels ist er end-
lich geistreich und von grosser Weiche. Mit Ausnahme seiner
Portraite, welche an Lebendigkeit der Auffassung und Klarheit
und Kraft des Tons an die früheren Bilder des van der Helst
erinnern, erkennt man indess in den schweren, dunklen Schatten
den Einfluss der gesunkenen Technik der Schule der Oarracci.
Sein Feuer reisst ihn dabei öfter zu übertriebenen Stellungen und
Incorrectheiten der Zeichnung hin. Ja viele seiner Bilder sind in
allen Theilen Hüchtig und stehen tief unter seinem Kunstvermügen.
Von den 103 Altarblättern, welche Dablacz' von ihm aufführt,
1 Künstlerlexikon für Böhmen.
Prag
1815.
in Band
in Quart bei
Hanse.