Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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seiner Bilder, selbst bis zur späteren Zeit, der Einfluss des- 
selben unverkennbar ist, so gewahrt man doch auch häufig eine 
starke und öfter recht glückliche Einwirkung des Rubens und van 
Dyck. Mit vielem Sinn für Oomposition und einer guten Zeichnung 
verband er eine sehr geübte Pinselführung. Hierzu kommt, in 
seinen meisten Bildern bis zum Jahr 1645, eine warme und klare 
Färbung. Später verfiel er leider mehr und mehr in einen schwer- 
braunen Ton. Folgende Bilder sind für ihn besonders charakteristisch. 
Sein noch in Rom, mithin vor dem Jahr 1634, für den Marchese 
Giustiniani ausgeführter Tod des Seneca, No. 445, im Museum zu 
Berlin. Bei Nachtbeleuchtung ganz in der Art des Honthorst auf- 
gefasst, feiner als jener gezeichnet, indess ungleich minder klar in 
der Färbung. Das beste, mir von Sandrart bekannte Bild ist die 
Amsterdamer Sehützengesellschaft, bei der Einholung der Königin 
Maria von Medici, deren Büste in der Mitte aufgestellt ist, N0. 71, 
im neuen Rathhause zu Amsterdam. Dieses, ohne Zweifel während 
eines längeren Aufenthalts, welchen er nach dem Jahr 1637 in 
Amsterdam nahm, ausgeführte, Bild ist grösser in der Auffassung 
der Form, lebendiger in den Köpfen, von denen einige des van 
Dyek nicht unwürdig sind, klarer in der Färbung, meisterlicher in 
der Behandlung, als man sonst diesen Meister kennt. Es scheint, 
dass die Nähe der grossen, holländischen Meister, eines van der 
Helst, eines Rembrandt u. s. w., sein gewöhnliches Vermögen bis 
zu dieser Höhe gesteigert hat. Als tüchtiger, derber Realist im 
Geschmack des Honthorst erscheint- er in den zwölf Monaten in 
der Gallerie zu München, welche, wie in den Kalendern, durch 
die, in jedem übliche Beschäftigung, dargestellt sind. So z. B. der 
Januar, N0. 101, durch einen alten Mann im Lehnstuhl, welcher 
sich am Feuer wärmt, der Februar, N0. 102, durch einen wohlbe- 
leibten Koch. In dem ersteren sieht man hier den offenbaren Ein- 
iiuss des Rembrandt, in dem zweiten den des Jordaens. Die 
übrigen tragen die Nrn. 115, 116, 117, 140, 141, 142, 159, 160, 
161, 163. In eigentlichen Allegorien folgte er vornehmlich dem 
Rubens. Ein gutes Beispiel der Art, Pallas und Saturn, welche 
die Genien der schönen Künste gegen die Furien des Neides be- 
schützen, bezeichnet und 1614 datirt, belindet sich in] der Gallerie 
Z1! Wien. Wie sehr es ihm aber versagt war, Gegenstände der 
Mythologie mit Erfolg zu behandeln, beweist sein Apollo, welcher 
Waagen, Handb. d. Malerei. II. 17
	        
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