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nicht allein die XVeise dieser Schule durchaus an, sondern sie lebten
auch in Venedig, so dass sie mit Recht zur italienischen Schule
gerechnet werden.
Ich betrachte zuerst die Historienmaler.
Paul Juvenel, geboren zu Nürnberg 1579, gestorben zu
Presburg1643, war der Sohn des niederländischen Perspektivmalers
Nicolas Juvenel, welcher sich in Nürnberg niedergelassen und ihm
auch den ersten Unterricht in der Kunst ertheilt hatte. Sein zweiter
Meister war indess Adam Elzheimer. In den einzigen, mir von
ihm bekannten Werken, den Malereien an der Decke des kleinen
Saals im Rathhause zu Nürnberg, huldigt er zwar in demi-Iaupt-
bilde, welches einen deutschen Kaiser von vielen allegorischen
Figuren umgeben, darstellt, dem wenig glücklichen Zeitgeschmack
der Allegorien, indess sind zwei andere Bilder, Horatius Coeles,
welcher die Brücke vertheidigt, und der Einzug des Attila in Rom,
recht lebendig aufgefasst, alle aber, in einer kräftigen Farbe
fieissig ausgeführt.
Ungleich bedeutender ist der 1606 in Frankfurt geborene,
1688 in Nürnberg gestorbene, Joachim von Sandrart. Nach-
dem er das Zeichnen bei Theodor de Bry und Mathaeus Merian,
das Kupferstechen bei Egidius Sadeler gelernt hatte, besuchte
er für die Malerei die Schule des Gerard Honthorst in Utrecht.
Im Jahr 1627 ging. er zuerst nach Venedig und dann nach
Rom, wo er, während eines mehrjährigen Aufenthalts. als Künst-
ler, wie als vielseitig gebildeter Mann von einer unabhängigen
Lage, nicht allein mit den ersten Künstlern, sondern auch mit
anderen bedeutenden Männern, wie Galilaei und dem Marchese
Giustiniani, in einen freundschaftlichen Verkehr trat. Nach seiner
Rückkehr fand er als Künstler in Deutschland, namentlich in
Baiern und Oesterreich, die lebhafteste Anerkennung, und sehr
gross ist die Anzahl der Altarbilder, welche er für München,
Augsburg, Würzburg, Bamberg, Regensburg, Eichstüdt,
Freising, Landshut, Salzburg, Linz, Wien und ver-
schiedene österreichische Klöster, ausgeführt hat. Ausserdem aber
behandelte er auch mehrfach Gegenstände aus dem Gebiet der
Geschichte, der Mythologie und Allegorie, und malte eine grosse
Anzahl von Porträten. Das Talent von Sandrart war von Haus
aus entschieden realistischer Art und erhielt daher von Hont-
horst nur die ihm entsprechende Pflege. Obwohl aber in vielen