Epoche von 1600
bis 1690.
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mentc, Globen, Zirkel u. s. w., öfter mit Anspielungen auf die
Vergänglichkeit aller Dinge. Ein eigentliches, geistiges Interesse
können natürlich alle diese Gegenstände nicht gewähren. Den
Anforderungen des feineren Kunstfreundes entsprechen sie indess
vor Allem durch das Malerische in der Anordnung, die vollkommene
Haltung, die harmonische Zusammenstellung der verschiedenen, die
Schönheit der einzelnen Farben. Zunächst befriedigen sie durch
die ausserordentliche Naturwahrheit aller Gegenstände, endlich
durch die Gediegenheit und IMeisterschaft der Technik. Da die
berühmtesten Frucl1t- und Blumenmaler häufig auch Stillleben, und
wieder die ausgezeichnetsten Maler von Stillleben gelegentlich auch
Früchte und Blumen gemalt haben, ist eine strenge Trennung der-
selben nicht wohl thunlich. Wohl aber lassen sie sich in der
Ordnung betrachten, wie sie vorzugsweise das eine, oder das
andere Fach behandelt haben. Ich fasse hiernach zuerst die Maler
von Blumen und Früchten näher ins Auge.
Jan Davidsz de Heem, geboren zu Utrecht 1600, gestorben
zu Antwerpen, wohin er sich 1670 der Kriegsunruhen wegen ge-
iiüchtet hatte, 1674. Er war der Schüler seines Vaters Davidsz
de Heem, und ist nicht allein derjenige, welcher die Malerei von
Früchten zu der vollen Kunsthöhe der Schule ausgebildet, sondern
auch weit der grösste Maler, so die Schule in diesem Fache her-
vorgebracht hat. Kein anderer kommt ihm in dem treiflichen Ge-
schmack der Anordnung, welche bisweilen an die, durch Raphaels
Genius bestimmte, der Fruchtgehänge des Giovani da Udine in
den berühmten Logen erinnert, gleich. Dabei ist er ein höchst
treiflicher Zeichner, und ist jede einzelne Frucht, oder Pflanze
'mit dem feinsten Naturgefühl bis zu den grössten Einzelheiten in
einem Vortrage ausgeführt, welcher eine grosse Bestimmtheit der
Formen mit Weichezu verbinden weiss. Nicht minder bedeutend
erscheint er aber als Kolorist. Fast durchweg herrscht bei ihm die
warme Farbenleither vor und unvergleichlich versteht er es, ver-
schiedene Farben von grösster Tiefe und Kraft in einer WVeise zu-
sammenznstellen, dass sie einen wohlthätigen Eindruck hervorbringen.
In seiner früheren Zeit haben seine Bilder meist einen goldigen
Ton von einer Tiefe, Saftigkeit und Klarheit, welche bisweilen dem
Rembrandt nahe kommt, in seiner etwas späteren, noch immer
warmen, werden die Farben der einzelnen Gegenstände, namentlich
der Früchte, Blumen, Blätter auf Unkosten des Gesammttons natur-