10 V. Buch. 1. Kapitel.
von dem kleinen Johannes verehrten, Kinde auf dem Schoosse und
Elisabeth und Joseph, welche, nicht lange nach seiner Rückkunft
für die Privatkapelle des Herzog Albert gemalt und später in der
Gallerie zu Wien, jetzt eine der schönsten Zierden der Sammlung
des MargLuis von Hertford ausmacht. Auch sind hier die Köpfe mit
Ausnahme von dem des Christus, ungleich edler als meist. 1) Diesem
schliesst sich würdig das, jetzt in der Gallerie zu Wien befindliche,
Altarbild an, welches er, in Folge des, dem vorigen gespendeten,
Beifalls, in Auftrag der Brüderschaft des heiligen Ildephons für die
Kirche auf dem Caudenberg bei Brüssel ausführte. Das Mittel-
bild stellt die heilige Jungfrau auf einem Thron dar, wie sie dem
vor ihr knieenden, heiligen lldephons, Bischof von Toledo, die
Casula, ein priesterliches Gewand, überreicht. Zu ihren Seiten je
zwei weibliche Heilige, in der Luft drei schwebende Engel. Auf
dem rechten Flügel der, am Betpulte knieende, Erzherzog Albert
mit seinernPatron, dem heiligen" Albert, in Kardinalstracht, auf
dem linken Flügel ebenso, seine Gemahlin Olara Eugeuia Isabella,
mit ihrer Patronin, der heiligen Olara, welche ihr auf einem Buche
eine mit Rosen gezierte Krone darreicht. In der schönen, stylge-
müssen Anordnung erkennt man den noch frischen Eindruck. der
grossen italienischen Meisterwerke, dagegen sind die Heiligen von
durchaus niederländischem Charakter. Der Kopf des heiligen Ilde-
phons, athmet eine Innigkeit, wie Rubens sie nur sehr selten er-
reicht hat, auch die freudige Theilnahme der weiblichen Heiligen
an der ihm gewährten Gnade ist trefflich ausgedrückt. Die grösste
Bewunderung verdient indess, das im Vergleich zu den Flügeln,
idealische Kolorit des Mittelbildes. Aus dem zarten, über das
Ganze verbreiteten, Dufte heben sich in lichter und warmer Klar-
heit die einzelnen Gestalten hervor. Mit dem sichersten Takt der
für Portraite ganz anderen Stylgesetze, treten uns diese dagegen
in jedem Betracht in der vollsten Wirklichkeit entgegen. Die in
einem satten lmd kräftigen Goldton gehaltenen Gestalten, welcher
in glücklichster Harmonie mit den purpurrothen Teppichen steht,
machen, durch" den Gegensatz der dunkler gehaltenen Patrone und
Hintergründe, eine erstaunliche Wirkung. Hiermit in glücklichster
Uebereinstimmung sind die höchst lebendigen Köpfe sehr kräftig
modellirt, die Hände und sonstige Einzelheiten mit gleichmässiger
Sorgfalt durchgeführt.
1 S. Näheres Treasures Th. II. S. 157.