Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
Der älteste von diesen ist Emanuel Murand, welcher 1622 
in Amsterdam geboren, im Jahr 1700 in Leeuwarden, wo er sich 
niedergelassen hatte, gestorben ist. Er war ein Schüler des Philipp 
Wouverman, legte sich aber vornehmlich darauf, Ansichten von 
holländischen Bauerhäusern zu malen. Besonders fühlte er sich 
von dem malerischen Reiz angezogen, den solche Häuser in bau- 
fälligem Zustande haben. Er pflegte seine Bilder häufig mit vielem 
Geschick mit der angemessenen Staffage von Landleuten und ver- 
schiedenartigem Vieh zu beleben, Die Ausführung seiner Bilder in einem 
tretflichen Impasto ist so sorgfältig, dass sich' jeder Stein angegeben 
findet. Dabei ist seine Färbung meist warm und kräftig. Werke 
von ihm sind überhaupt selten, kommen aber in Gallerien so wenig 
vor, dass mir nur eins im Museum zu Amsterdam, No. 214, be- 
kannt ist. Es stellt eine banfällige Meierei vor, deren Einzelheiten 
mit grosser Treue wiedergegeben sind, Ein Mann füttert Hühner. 
In der Nähe einer Frau. am Spinnrade, befinden sich einige 
Schweine. 
Jan van der Heyden, geboren zu Gorinchcm 1037, gestor- 
ben zu Amsterdam 1712, könnte füglich der Gerard Dow der Ar- 
chitekturmaler genannt werden. Wie dieser verstand er es nämlich, 
ungeachtet einer unsäglichen, bis in die kleinsten Einzelheiten ge- 
henden, Ausführung, die Haltung des Ganzen in einer Weise zu 
beobachten, dass man in seinen besten Bildern meint, die Natur 
durch ein Verkleinerungsglas zu sehen. Diese Bilder bestehen in 
meist mit feinem, malerischem Geschmack gewählten Ansichten von 
berühmten Gebäuden, Palästen, Kirchen u. s. w., in Holland und 
Belgien, oder auch in Kanälen in holländischen Städten mit den 
daran liegenden Gebäuden. In der Regel herrscht in diesen ein 
kräftiger, ebenso warmer, als klarer Ton, eine genaue Beobachtung 
der Gesetze der Linien- und Luftperspektive und eine Pinselführung, 
welche, trotz der Feinheit, nicht mager ist. Nur seinen Bitumen 
fehlt bisweilen das Verständniss und sie sind gelegentlich etwas 
silhouettenartig und kleinlich in der Blätterung. Ausnahmsweise 
kommen indess auch Bilder von ihm vor, welche überdem kalt im 
Gesammtton, bunt in der Wirkung und etwas hart in den Umrissen 
sind. Einen ganz besonderen Reiz erhalten seine meisten Bilder 
durch die geistreichen Figuren des Adriaen van de Veldßv Wßlßlle 
so an den rechten Stellen stehen, und auch im 13116 S0 völlig mit 
der Arbeit des van der Heyden übereinstimmen, dass sie die Ein-
	        
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