234
Buch.
Kapitel.
lichsten Studien. Da er nun ein treiflicher Zeichner war, schon
früher als ausserordentlicher Kalligraph seine Hand zu einer unge-
meinen Geschicklichkeit ausgebildet hatte, und sich das Technische
der Malerei in seltnem Maasse aneignete, so hat er eine grosse
Zahl von Bildern gemalt, welchevin allen Stücken befriedigen. Bei
alledem lässt sich indess nicht leugnen, dass er, sowohl in Rein-
heit des Naturgefühls, als in dem Sinn für Harmonie der Färbung
und. der Klarheit derselben, dem W. van de Velde naclisteht.
Manche seiner Bilder, zumal aus seiner späteren Zeit, machen durch
den Gegensatz eines kalten Roths mit dem grauen Ton der WVolken,
-einen etwas bunten Eindruck, und öfter ist auch der Ton seiner
Farbe undurchsichtig und schwer. Wenn dagegen viele seiner
Bilder, namentlich Ansichten bestimmter Küsten, vorzüglich durch
die grosse Wahrheit ansprechen, so haben andere, namentlich
Stürme, sowohl in den wüthenden WVellen, als in den, von dem
Winde zerrissenen, Wolken der Lüfte, auch einen grossen, poetischen
Reiz. Seine Bilder waren nicht blos in seinem Vaterlande sehr
beliebt, er erhielt auch von fremden Fürsten, dem König von
Preussen, dem Kurfürsten von Sachsen und dem Grossherzog von
Toscana, zahlreiche Aufträge. Er war aber auch ein sehr ileissiger
Künstler, so dass Smith von ihm 184 Bilder aufzählt, unter denen
sich viele von ansehnlicher Grösse befinden. Unter den Gemälden
aus seiner früheren Zeit nimmt eine leichtbewegte See, welche
von zwei Kriegsschiifen und mehreren kleineren Fahrzeugen belebt
wird, im Museum zu Berlin, N0. 895, eine ausgezeichnete Stelle
ein. Dieses, mit 1664 bezeichnete, Bild ist ebenso zart und duftig
im kühlen Gesammtton, als fein in Durchbildung aller Einzelheiten,
weich und meisterlich in der Touche. Eins der schönsten, mir von
diesem Meister bekannten Bilder befindet sich jedoch in der Sammlung
van der Hoop zu Amsterdam. 'In dieser Küstenansicht mit leicht-
bewegtem Wasser ist sowohl dieses von seltner Wahrheit und Nässe,
als die Luft und die warme Beleuchtung von grosser Schönheit.
Bäurne und Kräuter an der Küste sind von lebhafterem Lokalton,
als diess gewöhnlich bei ihm der Fall ist. Auch die Ansicht des
Y's von dem Landungsplatz, der nhloselsteigeru, in Amsterdam,
N0. 5, im Museum zu Amsterdam vom Jahr 1673, mit massig-
bewegtem Wasser von grosser Helle und Klarheit, ist ein sehr
gutes Bild der Art von ihm. Ein trclfliches Beispiel in welchem
Grade er es verstand, das Wasser, vom Sturm empört, zu malen,