Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
lichsten Studien. Da er nun ein treiflicher Zeichner war, schon 
früher als ausserordentlicher Kalligraph seine Hand zu einer unge- 
meinen Geschicklichkeit ausgebildet hatte, und sich das Technische 
der Malerei in seltnem Maasse aneignete, so hat er eine grosse 
Zahl von Bildern gemalt, welchevin allen Stücken befriedigen. Bei 
alledem lässt sich indess nicht leugnen, dass er, sowohl in Rein- 
heit des Naturgefühls, als in dem Sinn für Harmonie der Färbung 
und. der Klarheit derselben, dem W. van de Velde naclisteht. 
Manche seiner Bilder, zumal aus seiner späteren Zeit, machen durch 
den Gegensatz eines kalten Roths mit dem grauen Ton der WVolken, 
-einen etwas bunten Eindruck, und öfter ist auch der Ton seiner 
Farbe undurchsichtig und schwer. Wenn dagegen viele seiner 
Bilder, namentlich Ansichten bestimmter Küsten, vorzüglich durch 
die grosse Wahrheit ansprechen, so haben andere, namentlich 
Stürme, sowohl in den wüthenden WVellen, als in den, von dem 
Winde zerrissenen, Wolken der Lüfte, auch einen grossen, poetischen 
Reiz. Seine Bilder waren nicht blos in seinem Vaterlande sehr 
beliebt, er erhielt auch von fremden Fürsten, dem König von 
Preussen, dem Kurfürsten von Sachsen und dem Grossherzog von 
Toscana, zahlreiche Aufträge. Er war aber auch ein sehr ileissiger 
Künstler, so dass Smith von ihm 184 Bilder aufzählt, unter denen 
sich viele von ansehnlicher Grösse befinden. Unter den Gemälden 
aus seiner früheren Zeit nimmt eine leichtbewegte See, welche 
von zwei Kriegsschiifen und mehreren kleineren Fahrzeugen belebt 
wird, im Museum zu Berlin, N0. 895, eine ausgezeichnete Stelle 
ein. Dieses, mit 1664 bezeichnete, Bild ist ebenso zart und duftig 
im kühlen Gesammtton, als fein in Durchbildung aller Einzelheiten, 
weich und meisterlich in der Touche. Eins der schönsten, mir von 
diesem Meister bekannten Bilder befindet sich jedoch in der Sammlung 
van der Hoop zu Amsterdam. 'In dieser Küstenansicht mit leicht- 
bewegtem Wasser ist sowohl dieses von seltner Wahrheit und Nässe, 
als die Luft und die warme Beleuchtung von grosser Schönheit. 
Bäurne und Kräuter an der Küste sind von lebhafterem Lokalton, 
als diess gewöhnlich bei ihm der Fall ist.  Auch die Ansicht des 
Y's von dem Landungsplatz, der nhloselsteigeru, in Amsterdam, 
N0. 5, im Museum zu Amsterdam vom Jahr 1673, mit massig- 
bewegtem Wasser von grosser Helle und Klarheit, ist ein sehr 
gutes Bild der Art von ihm.  Ein trclfliches Beispiel in welchem 
Grade er es verstand, das Wasser, vom Sturm empört, zu malen,
	        
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