226
Buch.
Kapitel.
mit zweien, nicht minder kalten Landschafterfim Museum des
Haags, N0. 99, werden genügen, diesen Meister hinlänglich kennen
zu lernen.
Den Landschaftmalern schliessen sich zunächst die Seemaler
an, da sie, wenn sie, wie so oft, Küsten malen, sogar in das Ge-
biet derselben hinübergreifen.
Einer der ältesten in dieser Epoche ist Simon de Vlieger,
welcher etwa von 1635- 1650 blühte. Sein Lehrer ist nicht be-
kannt, doch bin ich nach verschiedenen seiner Bilder überzeugt,
dass er seine Kunst bei Jan van Goyen gelernt hat. Er malte
auch Landschaften im Geschmack desselben, legte sich aber doch
vorzüglich auf die Malerei von Seestüeken, bei deren Mehrzahl
man indess eine Küste angegeben findet. Er hatte ein sehr reines
Naturgefühl, er ist zugleich der erste, welcher das Meer in seinen ver-
schiedenen- Zuständen mit grosser Wahrheit wiederzugeben wusste,
und nicht minder duftig und wahr sind seine Lüfte. Dabei sind
seine Bilder in der Haltung und in der Luftperspektive vortrefflich,
sein Vortrag von grosser Freiheit und Weiche. Nur in der Fär-
bung waltet zu häufig ein schmutzig grauer Ton in den Schatten,
ein zu weisser in den Lichtern vor. Eine ruhige See mit einigen
SchiHen im Vorgrunde, im Hintergründe eine Festung, No. 549,
im Louvre, mit dem Namen des Künstlers, erinnert in Auffassung
und Farbenton auffallend an J. van Goyen und möchte seiner
früheren Zeit angehören. Ungleich meisterhafter, und von treff-
lichem Impasto ist die 1656 datirte Ansicht eines Flusses, bei
völliger Windstille, N0. 346, im Museum zu Amsterdam, worauf
von der Jacht des Admirals ein Salutschuss abgefeuert wird.
Die bisher lange nicht genug erkannte Vortrefflichkeit des de Vlie-
ger sieht man aber erst in dem Seesturm, N0. 390, Cahinette, der
Gallerie zu München. Die Gomposition ist höchst malerisch, die
Beleuchtung schlagend, die Luft, wie die ganze Haltung, in einem
kühlen, graulichen Ton, des Ruysdaels würdig. Auch zwei klei-
nere Bilder, ein Seesturm, und ein gefrorenes Wasser mit Schlitt-
schuhläufern und Schlitten, N0. 1460 und 1461, der Gallerie zu
Dresden, in einem klaren Silberton, gehören zu seinen besten
Bildern. Von den in England mir von ihm bekannten Gemälden
nenne ich nur die Ansicht der Küste von Scheveningen in der
Bridgewatergallerie, welche alle guten Eigenschaften von ihm,
Wahrheit, Klarheit und sorgfältige Ausführung vereinigt. Fast