Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Buch. 
Kapitel. 
klassischen Bildung das Mittel den Gehalt einer Anzahl von Gegen- 
ständen, welche vielen Malern ganz unbekannt bleiben, oder doch 
in sehr getrübter WVeise zukommen, für seine Kunst aus erster 
Quelle zu schöpfen. Ein ganz besonderes Glück aber war es zu- 
nächst, dass er sich in den vier Jahren, welche er den Unterricht 
jenes Meisters, eines sehr tüchtigen Malers und besonders eines 
treiilichen Koloristen genoss, den technischen Theil der Kunst, 
als die wichtigste Grundbedingung, für sein ganzes Leben an- 
eignete, und den ihm in so hohem Maasse eingebornen Sinn für 
Färbung schon so früh ausbildete. In den vier nächsten Jahren, 
in welchen er die Werkstatt des Otto Vaenius besuchte, der ihm 
in obigen Beziehungen nichts sein konnte, musste ihm wieder die 
grosse, allgemeine Bildung dieses Künstlers trefflich zu statten 
kommen. Es ist unter diesen Umständen, bei seinem grossen Talent 
nicht zu verwundern, dass er" schon 1598, mithin in seinem 21. 
Jahre, als Meister in die Malergilde von Antwerpen aufgenommen 
wurde. i Als er darauf im Jahr 1600 die Reise nach Italien an- 
trat, hatte er den seltnen Vortheil, sich schon in einem Zustande 
der künstlerischen Reife zu befinden, dass die grossen Erscheinun- 
gen, welche ihm dort entgegentreten, ihn nur in der weiteren Ent- 
wickelung seiner Eigenthümlichkeit fördern konnten. Mit vollem 
Bewusstsein besuchte er daher auch vor allem Venedig, wo das 
Studium der, seinem Bestreben am nächsten verwandten, Werke des 
Tizian und Paolo Veronese, seiner Kunst die letzte Vollendung 
gewährte. Von den Meistern der tlorentinisclien Schule musste 
Michelangelo, von denen der römischen, Giulio Romano, welchen 
er während seines langen Aufenthalts am Hofe zu Mantua zu stu- 
diren die beste Gelegenheit hatte, durch das Dramatische ihrer 
Compositionen, durch die augenblicklichen und kühnen Motive ihrer 
Gestalten am meisten auf ihn einwirken. Wenn er aber schon 
während seines siebenjährigen Aufenthalts in Italien als Künstler 
grosse Anerkennung und Eingang bei den ersten Fürsten fand, so 
hatte hieran auch seine äusserlich schöne, geistig edle, und dabei 
hochgebiidete und liebenswürdige Persönlichkeit ohne Zweifel einen 
grossen Antheil. Dasselbe gilt auch, als er sich im Jahr 1609 in 
Antwerpen niederliess und dort bald eine ansehnliche Zahl von 
Schülern zog, von der Statthalterin der spanischen Niederlande, 
Katalog des Museums von 
Antwerpen S. 
192.
	        
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