Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
ebenda 1681. Obgleich sein Meister nicht bekannt, ist es doch 
höchst wahrscheinlich, dass er die Kunst bei seinem älteren Bruder 
Salomon gelernt hat. Er ist unbedingt von allen holländischen, 
ja meines Erachtens von allen Landschaftsmalern überhaupt, der 
grösste. Bei keinem andern Meister findet sich in dem Maasse das 
Gefühl für die Poesie der nordischen Natur, mit der Yifahrheit und 
der Vollkommenheit der Darstellung vereinigt. Mit einer trefflichen 
Zeichnung verbindet er die Kenntniss des Helldunkels in seinen 
mannigfaltigsten Erscheinungen, eine kräftige und warme Färbung 
und eine wunderbare Meisterschaft des Pinsels, von der zartesten, 
miniaturartigen, aber nie geleckten, bis zur freiesten, breitesten, 
markigen Ausführung. Der verwaltende Gesammtton in seinen 
Bildern, deren Smith über 400 verzeichnet hat, ist ein sattes und 
entschiedenes Grün. Leider haben indess ziemlich viele derselben 
später einen schweren, braunen Ton angenommen, und dadurch den 
grössten Theil ihres Reizes verloren. Manchen ist indess schon 
ursprünglich ein graulicher, aber freilich klarer Ton eigen. Häufig 
zeigt er uns die einfache und schlichte Natur seines Vaterlandes im 
Zustand der Ruhe, doch giebt der meist stark bewölkte Himmel, 
welcher die Spuren des Regens hinterlassen hat, oder mit Regen 
droht, auch wohl eine dunkle, von Bitumen beschattete, Wasser- 
fläche, ihnen einen melancholischen Anstrich. Eine besondere 
Freude hat er an der Darstellung einer weiten Fläche von Land 
oder Wasser. Von dem ersteren führt er uns in dieser Weise häufig 
die, von irgend einem höheren Standpunkt genommene, Gegend 
seiner Vaterstadt Haarlem vor, welche darin mit ihrer stattlichen 
Kirche die horizontale Linie unterbricht. In Bildern solcher Art 
ist auch auf Ruysdael der Einfluss des Hauptmeisters der ganzen 
Schule, Rembrandts, unverkennbar. Einen Uebergang zu seinen 
eigentlichen Seestücken bilden einige Ansichten der Küste von 
Sßheveningen, in denen man die Bewegung des Wassers vornehm- 
lich an der Brandung sieht, oder der mit dunklen Wolken bedeckte 
Himmel ein nahendes Unwetter verkündigt. Die kleine Zahl eigent- 
licher Seestücke zeigt das Element nie in völliger Ruhe und bei 
heiterem Himmel, wie so viele Bilder des Willem van de Velde, 
sondern, bei immer bewölktem Himmel, entweder in lebhafter Be- 
wegung, oder gar bei einem wüthenden Sturm. In allen diesen 
Zuständenist das Nasse und die Bewegung des Wassers mit sel- 
tenster Wahrheit wiedergegeben. Sämmtliche, so weite Flächen
	        
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