Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche vmi 1000 bis'1690. 
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Berlin. Zwei Landschaften mit wilden Felsen in der Gallerie zu 
Dresden, No. 1332 und 1333, sind besonders poetisch, indess zu 
einförmig braun im Ton. 'In England ist das bedeutendste Bild, 
ebenfalls eine norwegische Landschaft, in der Sammlung des Lord 
Listowel. Es ist im Entwurf, Umfang, Wahrheit, Kraft und Frische 
des Tons eins seiner Hauptwerke. Ungleich vielseitiger als in 
seinen Bildern erscheint indess dieser Meister in seinen zahlreichen 
Radirungenß Schon die 106 Blätterfi welche Landschaften und 
Marinen darstellen, zeigen eine ungleich grössere Mannigfaltigkeit 
der Erfindung. Mit einer derben, aber sehr geistreich und sicher 
geführten Nadel weiss er diesen Blättern dieselbe Naturwahrheit, 
dieselbe Frische, dieselbe kräftige und Wanne Wirkung zu verleihen, 
welche in seinen besten Bildern so sehr anzieht. Nur bei Wasser- 
fallen hat das Wasser ein etwas wolliges Ansehen. Besonders aus- 
gezeichnet sind unter seiiien Blättern die Nrn.: 11, 41, 42, 50, 5G, 
57, so, 66-72, 1a, so, ss, 89, 99, 100, 101-103. In der 
Regel ist die Ausführung nicht gross. Dass er es aber sehr wohl 
vermochte auch die Wiedergabe von Einzelheiten mit der Gesammt- 
haltung zu verbinden, zeigen die Nrn.: 33, 34, 40, 45, 58. Ausser- 
dem aber beweist er in 57 Blättern, welche das Gedicht des- 
Reineke Fuchs behandeln, noch auf diesem ganz anderen Gebiete 
viel Eriindungsgabe und einen glücklichen Humor. Nur wo die 
menschliche Figur vorkommt zeigt "er eine grosse Schwäche in der 
Zeichnung, welche indess besonders stark in zwei Blättern in 
schwarzer Kunst hervortritt. Zumal ist das eine, Venus und Amor, 
in hohem Grade unbefriedigend. Sehr interessant ist der Ver- 
gleich jener Radirungen aus dem Reineke Fuchs mit den, auf 
einem bräunlichgelben Papier, in breiter und sicherer Weise gemach- 
ten, Originalzeichnungen von warmer, kräftiger Wirkung in der 
Kupferstichsammlnng des britischen Museums. Da sich daselbst. 
ausserdem noch eine reiche Folge von Landschaften, so wie ein 
Seestück, bald diichtig, bald ileissig in Sepia, Bister und Touche 
von Everdingen beündet, so kann man dort eine so vollständige 
Kenntniss dieses Künstlers gewinnen, wie sonst nirgend. 
Jacob Ruysdael, geboren 16:25  zu Haarlem, gestorben 
1 S. Bartsch, Le Peintre graveur Th. II. S. 157 ff.  2 Ausser den 103 von 
Bartsch beschriebenen, finden sich noch drei in der Kizpferstichsammlung des 
britischen Museums.  3 Da rntm ein Bild und eine Rudirung von Ruysdßvel hat, 
welche 'n1it 1646 bezeichnet sind, so kommt obige Angabe der Wahrheit ohne 
Zweifel um Vieles näher, als die bisherige, ganz willkürliche, des Jßhrs 1635-
	        
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