.Epoche von 1600 bis 1690. 195
Jan Wynants, geboren zu Haarlem 1600 und 1679 noch
am Leben,1 ist der erste Meister, welcher die eigentliche Land-
schaft in Holland zur Ausbildung in der ganz freien und vollendeten
Kunstform gebracht hat. Weder von seinem Lehrer, noch von
seinen Lebensumständen ist etwas Näheres bekannt. Obgleich
meist mit Geschmack componirt, haben seine Bilder doch etwas
Prosaisches und eine gewisse Einförmigkeit. Wahrheit war sein
Hauptbestreben, und da. er dieses in allen Theilen, sowohl in der
Zeichnung, als in der Feinheit der Luftperspektive, und in den
Einzelheiten, welche in den Vorgründen durch mancherlei Pllanzen
und Angabe der kleinsten Bewegungen des Erdreichs reichert sind,
als bei allen anderen Landschaftsmalern, in hohem Maasse erreichte,
sprechen seine meisten Bilder immer ungemein an. vIm Allgemeinen
herrscht bei ihm eine kühle und helle Stimmung vor, die besonders
in dem Grün seiner Bäume und Kräuter, welches noch dazu in
manchen Fällen blau geworden ist, hervortritt. In der Zeichnung
von Menschen und Thicren war er sehr schwach, doch fand er
verschiedene, treffliche Künstler, welche seine Bilder mit derglei-
chen ausstatteten. "Am häufigsten geschah dieses durch Adriaen
van de Velde und J. Lingelbach. Nächstdem durch Philipp Won-
verman, Barendt Gael, Schellincks un_d Held Stockade. Die Heis-
sige Ausführung seiner Bilder macht die verhältnissmässig für ein
so langes Leben nicht grosse Zahl von 214, welche Smith ver-
zeichnet hat, erklärlich. Die Bilder aus seinen verschiedenen
Epochen sind indess sehr verschieden. Leider hat er nur selten,
und, wie es scheint, in seiner früheren Zeit nie, seinem Namen
auf seinen Bildern die Jahreszahl hinzugefügt. In jener Zeit spielen
Bauernhäuser, oder Ruinen, eine Hauptrolle, und ist die Aussicht
durch Bäume mehr oder minder beschränkt. Die Bäume sind von
einem schweren und dunklen Grün, die Ausführung, in einem
starken Impasto, sehr üeissig. Ein Beispiel dieser Art belindet sich
unter N0. 377, im Museum zu Amsterdam. In der Thür des
Bauernhauses liegt ein Bursche. Auf einem Wege geht eine Frau
mit ihrem Kinde. Ein Bild derselben Art und von sehr grossem
Umfang, welches von Wyntrack sehr glücklich mit Geflügel Stßfürt
ist, beündet sich in der Eremitage zu St. Petersb urg. In seiner
mittleren Epoche malt er meist freie Aussichten von massig be-
1 Dieses erhellt aus
1er Aufschrift einer Landschaft in der Eremitage.