Epoche von 1600 bis 1690.
durch ihre Darstellung in den verschiedensten Zuständen, der völlig-
stenVWindstille, der leisen Kräuselung, des frischen Fahrwindes,
der starken Bewegung, des wüthendcn Sturms, eine grosse Abwech?
selung, sie wird öfter durch ferne, oder nahe, Küsten unterbrochen,
immer aber, nah und fern, von den verschiedenartigsten Schiffen,
130m kleinsten Boot, bis zum grössten Linienschiff, belebt, welche
sich zwar meist im friedlichen Verkehr des Handels, oder der
Fischerei, befinden, bisweilen aber auch im wütheuden Kampf auf
dein unwirthlichen Element begriffen sind. Wolkenschatten und
einfallende Sonnenstrahlen bringen endlich die Vniannigfaltigsten
Lidhtwirkungen hervor. Auch die Nettigkeit und Sauberkeit ihrer
Häuser, die mannigfaltigen Spiele des Lichts in den Kirchen, ver-
anlasste verschiedene Künstler, diese zum Gegenstand anziehender
Bilder zu machen, worin selbst die schwierigsten Aufgaben der
Luft- und Linienperspektive auf das Glücklichste gelöst sind. Die
seltne Schönheit, wozu in Holland Blumen und Früchte, vermöge
der sorgfiltigsten Kultur, ausgebildet werden, bewog ebenfalls manche
Maler, sich aufDarstellung derselben zu legen, und es gelang ihnen
durch geschmackvolle Zusammenstellung der Formen und Farben,
durch die grösste Naturwahrheit des Einzelnen, "durch den vollen-
detsten Vortrag, höchst anziehende Bilder hervorzubringen. Ver-
mittelst dieser Eigenschaften wussten sie selbst den gleichgültigsten
Gegenständen, als allerlei Hausgeräth, einem Frühstück u. dgl. m.,
welche man unter dem Namen begreift, noch einen ge-
wissen künstlerischen Reiz abzugewinnen. Zwei Eigenschaften aber
sind den Bildern aller dieser verschiedenen Gattungen gemein, das
feinste Gefühl für das Malerische, und die grösste Mei-
sterschaft der Technik. Nach einem richtigen Gefühl, dass
demäkleinen geistigen Interesse aller dieser Bilder auch nur ein
mässiges Format entspräche, wurde ihifen indenRegel auch nur
ein solches gegeben. Da nun dieses ebenfalls den meist nicht
grossen Räumlichkeiten der Liebhaber entsprach, so kann man
sagen, dass die holländische Schule dieser Epoche, eine neue
Gattung, die Kabinetmalerei, ins Leben gerufen hat.
Wenn diese Schule in dieser Zeit beweist, wie Ausserordent-
liches selbst ein kleines Volk, getragen von einem grossen National-
bewusstsein und begünstigt von äusseren Umständen, in der Kunst
zu leisten vermag, so gewährt dagegen Deutschland in dieser Epoche
ein betrübendes Beispiel, wie eine grosxsieäüaizlibii, deren hohe Be-