Epoche von 1600 bis 1690.
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ponirt sind, so liegt doch der Hauptzauber derselben in der ausser-
ordentlichen Wahrheit und Schönheit der jedcsmaligen Licht-
wirkung. Kein anderer Maler, mit Ausnahme von Claude, hat es
so verstanden, die kühle Frische des Morgens, das helle, aber
dunstige Licht eines hcissen Mittags, die warme Beleuchtung eines
klaren Sonncnuntergangs, in allen Abstufungen, von der grössten
Kraft des Vorgrundes, bis zum zartestcn Ton der Ferne, wieder-
zugeben, als Ouyp. Die Wirkung seiner Bilder aber wird noch
ungemein durch die Kunst erhöht, womit er sich der Kontraste zu
bedienen weiss, wie z. B. die dunklen Farben ruhender _Kühe sich
gegen den hellen Himmel absetzen. Die Stimmungen, welche er
durch solche Eigenschaften in dem Bcschauer hervorbringt, sind
oft von höchst poetischer Art. Sowohl hierin, als in dem breiten,
sicheren Vortrage, dem vortrefflichen lmpasto, hat er eine grosse
Verwandtschaft zu Rembrandt. Dagegen herrscht in seinen Thieren,
vorzüglich in dem Rindvieh, eine gewisse Einförmigkeit und sind
deren Köpfe meist etwas schmal, auch geht seine Ausführung der-
selben, wie überhaupt, in der Regel nicht sehr in das Einzelne.
Nur hieraus lässt sich erklären, warum seine Bilder, deren Smith
335 verzeichnet hat, in seinem Vaterlande so lange Zeit nicht die
verdiente Anerkennung gefunden haben, so dass, wie aus den
Auctionsoatalogeil hervorgeht, bis zum Jahr 17x50 kein Bild von
ihm höher, als mit 30 Gulden bezahlt worden und dass, wie mir
ein holländischer Kunstfreund mitgetheilt, wenn sich für ein Bild
in einer Versteigerung kein Biether finden wollte, der Auctionator
durch die Aeusserung, dass er noch ein „Cuypchen" hinzuthun
wolle, ein Gebot zu veranlassen suchte. Das Verdienst, die hohe
Stelle, welche Ouyp in der Kunst gebührt, zuerst gewürdigt zu
haben, gebührt den Engländern, welche schon im Jahr 1785 in der
Versteigerung der trefflichen Sammlung von van der Linden van
Slingelandt zu Dortrecht höhere Preise bezahlten, die indess bis
jetzt wohl noch um das Vierfache gestiegen sind. Daher kommt
es denn auch, dass etwa Neunzehntel seiner Bilder sich in England
befinden, und er, mit Ausnahme des Louvre und der Eremitage
zu St. Petersburg, welche je sechs Bilder von ihm besitzen, in
den Museen des Oontinents ganz fehlt, oder mindestens sehr schwach
besetzt ist. Glücklicherweise sind einige seiner schönsten Werke
in England in öffentlichen Gallerien, und in solchen Privatsamm-
lungen, welche zu den zugänglichen gehören. Cuyp ist indess nach