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lichsten Arbeiten. Auch im Louvre befindet sich indess ein Bild,
N0. 214, mit zwei Pfauen, zwei Fasanen, einem Papagei und einem
Affen, worin man für die ungemeiue Wahrheit, die Kraft und Gluth
der Farben, und das tretfliche Impasto diesen Meister vollständig
kennen lernen kann, wenn es gleich zu seinen, in den Schatten
etwas dunklen Bildern gehört. Auch die Gallerien zu Dresden,
Kassel, Wien und Braunschweig haben vortreffliche Bilder
dieses Meisters aufzuweisen.
Ich komme jetzt auf die Landschaftsmaler dieser Epoche. Auch
diese zerfallen, wie die Thiermaler, in die zwei Hauptgruppen,
solcher, welche die Natur ihres Vaterlandes, oder wenigstens nor-
discher Gegenden, und solcher, welche vorzugsweise die italienische-
Natur zum Gegenstand ihrer Bilder gemacht haben. Und auch
hier tritt derselbe Fall ein, (lass die ersteren durch die Wahrheit
und Tiefe des Naturgefühls, ungeachtet der so viel grösseren Ein-
fachheit der dargestellten Gegenstände, für den wahren Kunst-
freund eine ungleich grössere Anziehungskraft haben, als die letzteren.
Ich eröffne die Reihe der ersteren mit einem Künstler, welcher
wieder eine ganz eigeuthümliche Stellung einnimmt, und in jeder
Beziehung recht eigentlich einen Uebergang von den Thier- zu den
Landschaftsmalern bildet. Dieser Künstler ist Albert Cuyp, ge-
boren zu Dortrecht 1606, gestorben ebenda nach dem Jahr 1672.
Van weiss von dem Leben dieses grossen Malers mit Sicherheit
nicht viel mehr, als dass er der Schüler seines Vaters, des Jacob
Gerritsz Ouyp, gewesen ist. Eine wie bedeutende Rolle auch das
Vieh auf vielen seiner Gemälde spielt, so ist es doch nie so im
Einzelnen ausgebildet, wie z. B. bei Potter, oder Adriaen van der
Velde, ja in manchen Bildern nimmt es nur eine sehr untergeord-
nete Stelle ein, in anderen aber fehlt es ganz, denn ausser seinem
Lieblingsgcgenstande, durch einen Fluss belebte Landschaften, an
dessen Ufer meist Rindvieh liegt, oder steht, und wozu ihm die
Gegend von Dortrecht mit der Maas in der Regel die Motive gab,
und Landschaften, in deren Vorgründen man Männer zu Pferde
sieht, malte er auch Winterlamlschaften und eigentliche Flussau-
sichten, wo die Wassertläehe durch Schiffe belebt wird. Gelegent-
lich aber hat er selbst, und zwar mit ungemeinem Erfolg, Feder-
vieh in Lebensgrösse, besonders Hühner und Enten, und Stillleben,
so wie, jedoch meist mit weniger Glück, Portraite in Lebensgrösse
gemalt. Mit wie grossem Geschick auch viele dieser Bilder com-