Epoche von 1600 bis 1690.
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mehr nach Potter gebildet. Dennoch malte er, da er schon früh
nach Rom ging, gleich dem Berchem, vorzugsweise Vorgänge aus
der italienischen Natur, welche ihn auch so anzog, dass er, nachdem
er wieder etwa acht Jahre in Holland zugebracht, für immer dort-
hin zurückkehrte. In seinen Thieren herrscht mehr Naturwahrheit,
in seinen menschlichen Figuren mehr Gefühl, in beiden mehr
Mannigfaltigkeit," als bei Berchem, dabei steht er ihm weder in der
Oorrectheit der Zeichnung, noch in dem Sinn für Haltung, oder
der Trefflichkeit der Ausführung des Einzelnen, nach. Gelegentlich
findet sich sogar bei ihm eine sehr ergötzliche humoristische Ader
vor. In biblischen, oder mythologischen Gegenständen ist er aber
ebenfalls wenig glücklich. Dagegen malte er mit ungleich besserem
Erfolg, als Berchem, gelegentlich Portraite in Lebensgrösse, so wie
auch in kleinerem Maassstabe. Smith führt etwa 145 Bilder von
ihm an, was bei einer Lebensdauer von sicher mehr als 50 Jahren,
als gering erscheinen würde, wenn man nicht wüsste, dass er über-
mässig dem Vergnügen ergeben gewesen, und damit einen grossen
Theil seiner Zeit verloren hätte. Keine Sammlung hat einen so
grossen Reichthum treiflicher Bilder von ihm, als die des Louvre,
und mit Hinzunahme der Bilder in den Museen von Amsterdam
und vom Haag kann man diesen Meister dort vollständig kennen
lernen. In seinen Bildern bis zum Jahr 1660 herrscht in der
Regel eine warme Stimmung vor, deren kräftiger und klarer
Goldton indess allmählich lichter wird. Besonders ausgezeichnete
Bilder von ihm aus dieser Zeit sind: N0. 246. Auf einer von
Felsen umgebenen, von einem Wasserfall bewässerten, Wiese be-
findet sich allerlei Vieh, datirt 1646. Sowohl durch die klare und
harmonische Beleuchtung, als durch das Naturgefühl, worin man
in den Thieren deutlich den Einfluss des Potter erkennt, die mei-
sterliche Ausführung, beweist dieses anziehende Bild, dass du Jardin
damals schon auf der vollen Höhe der Ausbildung seiner Kunst
stand. Etwa aus derselben Zeit, wenn nicht noch früher, rührt
N0. 247 her, wo ein Reiter einem Bauerjungen ein Almosen giebt.
Es ist ein schönes Idyll und die Beleuchtung noch wärmer. Dass
er selbst in seinen Bildnisscn in dieser Zeit den warmen Ton fest-
hielt, beweist No. 250, ein kleines männliches Portrait von eleganter
Auffassung, datirt 1657. Nicht minder warm ist sein berühmter
Charlatan, N0. 243, von demselben Jahr, kolorirt, worin er als ein
Genremaler von feiner Beobachtung und sehr glücklichem Humor