Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

178 
Bucl 
KKP 
seine Tliiere entbehren schon in seiner mittleren Zeit der Naturstudien. 
Sie sind von da ab aber vollends von conventionellcr und sehr ein- 
förmiger Bildung. Leider hat er sich bisweilen darauf eingelassen, 
Vorgänge aus der Bibel und Profangeschichte und der Mythologie 
zu behandeln. "Ebensowenig, wie diese, sind ihm die Bilder in 
Lebensgrösse, unter denen auch Portraite, gelungen. Schon von 
selbst zum Fleiss geneigt und überdem noch von einer geizigen 
Frau angetrieben, ist die Zahl seiner Gemälde sehr gross, wie denn 
Smith deren nicht weniger als 417 anführt. Besonders reich an 
Bildern von ihm sind die Sammlungen im Louvre, in Petersburg, 
in München, in Dresden, in Wien und in Berlin. Berchem 
hat auch öfter die Landschaften anderer hlaler, als des Ruysdael, 
des Hobbema, des Jan WVils, des Abraham Verboom und des Isaac 
"Moucherou mit Figuren und Thieren geschmückt. 
Wie früh er die Manier des J. B. Weenix ablegte, zeigt eine 
1644 bezeichnete, also in seinem 20. Jahr gemalte, Landschaft in 
der Gallerie zu Wien, in deren Vorgrunde ein Hirt und eine Hirtin 
neben einer Hütte sitzen, und zwei Kühe und anderes Vieh weiden, 
im Hintergrunde sich aber ein See befindet. Hier herrscht noch 
ein rein holländisches Naturgefühl, und erinnert die warmsonnige 
Beleuchtung an A. Cuyp. Dabei ist die Composition sehr glück- 
lich, im Einzelnen ein fleissiges Naturstudium sichtbar und der 
Vortrag schon von grosser Eleganz. Aus derselben, frühen Zeit 
dürfte auch das Bild, N0. 890, im Berliner Museum sein, worauf 
ein Fuhrmann mit seinem Karren vor einem Wirthshause hält. 
Von uiigemeiner Wahrheit ist eine, von Menschen und Thieren 
belebte, mit 1647 bezeichnete Winterlandschaft im Museum zu 
Amsterdam, N0. 20. Nur drei Jahre später verfiel er schon auf 
den unglücklichen Gedanken, die 1648 bezeichnete, italienische 
Landschaft im Museum des Haags mit lebensgrossen Figuren zu 
malen, welche, wiewohl man ihr eine grcsse Meisterschaft und viel 
Klarheit der Farbe zugestehen muss, doch einen sehr unbefrie- 
digenden und kalten Eindruck macht.  Desto mehr zu seinem 
Vortheil erscheint der Künstler dafür in einer kahlen, felsigten 
Landschaft, in welcher Hirten ihr Vieh durch eine Furth treiben, 
vom Jahr 1650, N0. I9, im Louvre. In dieser Art von Compo- 
sitionen ist Berchem am eigenthümlichsten und anziehendsten. Sie 
erwecken häufig, in poetischer Weise, das Gefühl der Ferne. In 
diesem Bilde macht besonders der kühle Ton der Landschaft mit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.