Epoche von 1600 bis 1690.
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denn sein mit 1658 bezeichnetes Bild der Art in der Gallerie zu
Cassel, N0. 593, ist von einer Zartheit des Naturgefühls, einer
Meisterschaft der Zeichnung, einer Feinheit der Haltung und Har-
monie, welche wahrhaft in Erstaunen setzen. Ihm sehr nahe,
und wahrscheinlich nicht lange darauf gemalt, ist eine ähnliche
Ansicht im Haager Museum, No.163, nur ist hier die Luft mehr
sonnig, und das Impasto, bei der miniaturartigen Ausführung, be-
wunderungswerth. Bei ähnlicher Güte unterscheidet sich eine
dritte, 1660 bezeichnete Ansicht im Louvre, N0. 536, durch die
wärmere Wirkung der Nachmittagssonne. Und auf gleicher Höhe
steht eine vierte Ansicht von demselben Jahr im Buckinghampalast.
Von Winterlandschaften sind endlich zwei kleine im Louvre, N0. 541,
vom Jahr 1668, und in Dresden, N0. 1'439, vom Jahr 1669, für
Klarheit und Feinheit des Tons, für Wahrheit und Lebendigkeit
der Figuren, für Weiche der Touche, wahre Meisterstücke. Da.
die ganze Eigenthümlichkeit des Adriaen van de Velde dem Kunst-
naturell der Engländer in besonderem Grade zusagt, ist die Anzahl
treiflicher Bilder von ihm in England. sehr beträchtlich.
Fast noch erstaunungswürdiger wie als Maler, steht dieser Künstler
als Radirer da, denn, wie die Bezeichnung mit dem Jahr 1653 auf
fünf der 21 von ihm radirten Blätterl beweist, war er bereits mit
14 Jahren sehr geschickt in dieser Kunst, seine späteren Blätter
aber, namentlich die im Jahr 1670 ausgeführten, N0. 11 4- 16, ge-
hören in jedem Betracht zu dem Besten, was überhaupt in dieser
Art gemacht worden ist.
Von eigentlichen Schülern des Adriaen van de Velde ist nur
Dirk van Bergen bekannt, der 1645 zu Haarlem geboren, 1689
starb. Er beiiiss sich mit sehr gutem Erfolg der Nachahmung seines
Meisters, und ohne ihn je an Geschmack, an Feinheit der Zeich-
nung zu erreichen, kam er doch in den Arbeiten seiner mittleren
Zeit den späteren Bildern seines Meisters bisweilen sehr nahe. In
seiner letzten Zeit aber wurde er bunt in seinen Kühen, schwer
in der Farbe und hart im Vortrag. Er arbeitete gegen das Jahr
1675 in London. Im Louvre befinden sich, No. 15 und- 16, zwei
gute Bilder aus seiner besten Zeit, und zwei nicht minder gute im
Museum zu Amsterdam, N0. 28 und 29. Vier Bilder in der
Bßrtsch, Le peintre graveur Th.
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