Epoche von 1000 bis 1690.
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gebunden, das Haupt gebückt, von zwei Wölfen und einem Bären
bewacht, vor Gericht geführt. Der Löwe mit einem Scepter, er-
wartet ihn in stolzer Haltung. Neben ihm die Löwin. Zu den
Seiten der Elephant, als Beirath und der Fuchs als Protokollführer.
Hinter dem Jäger werden ebenso vier Hunde, von sehr gedrückter
Stimmung, paarweise gefesselt, von einem Bären und einem Wolf
herbeigeführt. Verschiedene andere Thiere sind noch als Zeugen
zugegen. Das untere Bild stellt die Vollstreckung des Urtheils dar.
Der, als Braten am Spiess steckende, Jäger wird von einem wilden
Schwein und einem Steinbock begossen, während zwei Bären den
Spiess drehen und ein Elephant und ein Aife Holz herbeitrageil. Da-
neben erleiden auch die Hunde ihre Strafe. Einer hängt bereits
an einem dürren Baumzweig, ein anderer ist so eben von einem
Wolf und einem Fuchs emporgezogen, und in der Todesangst geht
es ihm nicht besser wie Rembrandts Ganymed- Ein Affe, welcher
die beiden anderen Hunde gefesselt hält, deutet ihnen ihr Schicksal
emporweisend an. Während der Löwe in stolzer Ruhe diesem
Schauspiel zusieht, lassen andere Thiere, namentlich der Stier, der
Bär, der Eber und der Steinbock ihre "Freude über die Strafe des
Jägers in einem wilden Tanz aus. Der köstliche Humor in diesen
tanzenden Thieren erreicht seinen höchsten Grad in dem Stein-
bock. Der Wolf allein drückt seine Freude in ungeschlachter Weise
dadurch aus, dass er sich auf der Erde herumwälzt. Alle diese
Bilder sind von einer sehr kräftigen, die meisten zugleich von einer
ungemein warmen (Färbung, die höchst geistreiche Behandlung ist
etwas breiter, als gewöhnlich.
Die Bilder des Potter in den Gallerien zu München und
Dresden sind zwar echt, aber nicht geeignet von der Grösse des
Meisters eine Vorstellung zu geben. Wohl aber ist dieses der Fall
mit dem Bilde in der Sammlung des Grafen Czernixi in Wien, vom
Jahr 1647, welches das Austreiben des Viehs, wovon zwei Kühe
sich stossen, in klarer Morgenbeleuchtung vorstellt.
Die Bewunderung dieses Meisters wird noch ungemein ge-
steigert durch, in vier Bänden auf dem Kupferstichkabinet zu
Berlin, enthaltene Studien desselben. Da sie das einzige, mir
bekannte Beispiel sind, dass sich solche von einem Meister ersten
Ranges der holländischen Schule dieser Epoche noch in ihrem
ursprünglichen Zustande (hier in Einbänden von Schweinsleder)
erhalten haben, so halte ich es für angemessen eine etwas nähere