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6. Kapitel.
Schützer aber war der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz,
Da die zahlreichen, für diesen gemalten, Bilder mit der Düsseldorfer
Gallerie in die von München gekommen sind, kann man ihn
nirgend vollständiger kennen lernen als dort. Ein Muster von Ver-
einigung frostiger Geschmacklosigkeit und seltener Meisterschaft
des Machwerks ist das Bild, N0. 476, welches die, von allegorischen
Figuren der Kunst umgebenen, Bildnisse, des" Kurfürsten und seiner
Gemahlin darstellt. Ausserdem nenne ich nur folgende: Der Ecce
homo vom Jahr 1698, N0. 481, als seine grösste Composition.
Hier tritt jener elfenbeinerne Ton desFleisches besonders ein, und
sind die Schatten und der Grund ungemein trübe. Die berühmte
Folge von sechzehn, vom Jahr 1706-1714 ausgeführten, Bildern
aus dem Leben Christi, N0. 480-499. Diese sind in dem geistigen
Gehalt höchst lahm, und die Mehrzahl dabei von dunkler Total-
wirkung. Nur in der Anbetung der Hirten sieht man, dass er auch
im Stande war, ein warmes und klares Helldunkel hervorzubringen.
Als eins der gelungensten Bilder aus dem Kreise der Mytho-
logie, erwähne ich die Entdeckung des Vergehens der Calisto,
N0. 513. Ausser München besitzen die Gallerien zu Dresden,
die des Louvre, zu Petersburg, zu Berlin und zu Amster-
dam namhafte Bilder von ihm. Die Gallerie zu Kassel hat zehn
Bilder mit lebensgrossen Figuren, meist grau in grau, von ihm
aufzuweisen, worin er aber keineswegs zu seinem Vortheil erscheint.
Als ein Beispiel seiner Bilder in der realistischen Richtung, erwähne
ich des nächtlichen Conzerts, welches die Enkel der Grossmama
bringen, in der Gallerie zu München, N0. 383, Cabinette. Die
Freude der Alten, die Lust der Kinder ist darin sehr lebendig aus-
gedrückt, die Lichtwirkung sehr wahr, die Ausführung in einem
soliden Impasto, meisterlich. Dem gesunden Natursinn der Eng-
länder in der Kunst sagt dieser Meister wenig zu, so dass die Zahl
seiner Bilder in England nicht gross ist. Ich begnüge mich Zwei
Bilder im Buckinghampalace anzuführen. Das eine ist Loth mit
seinen Töchtern, eine öfter vorkommende Composition, von unge-
wöhnlicher Würme der Farbe, das andere, ein Knabe mit einem
Spanferkel und ein Mädchen mit einem Kätzchen, ist ein besonders
liebenswürdiges Bild seiner realistischen Richtung. Bei der unge-
mein delikaten Vollendung seiner Gemälde ist die, sich auf etwa 150
belaufende, Zahl derselben, welche Smith anführt, sehr beträchtlich
zu nennen. '