Epoche von 1600 bis 1690. 147
treüliches Beispiel der röthlichcn Harmonie, und des grössten
Schmelzes der Touche. Die'Gallerie zu Dresden besitzt in
einer Schlägerei, N0. 1147, ein kleines, aber treffliches Bildchen
von ihm. Auch die Eremitage zu St. Petersburg hat einige treff-
liche Bilder von _il1m aufzuweisen. In einer ungewöhnlichen Form
erscheint er in einem Schweinehirten in warmer Abendlandschaft,
in der Sammlung des Herrn Munro in London. Ein Bild
schönster Art, ein schlafender Bauer, befindet sich endlich in der
Sammlung des Marquis von Hertford. Dieses Bild hat er auch sehr
geistreich mit einer kräftigen Nadel radirt. Dasselbe gilt auch
von einigen anderen Blättern, halbe Figuren, von einer erstaun-
lichen Gemeinheit.
Der berühmteste Künstler dieser Gruppe ist indess der 1610
zu Lübeck geborene, 1685 in Amsterdam gestorbene Adriaen
van Ostade. Auch er war ein Schüler des Frans Hals, offenbar
aber haben nachmals auch die Bilder des Rembrandt auf ihn einen
grossen Eindruck gemacht, und hat er namentlich nach diesen die
warme und klare Färbung und das Helldunkel zu einer Vollkom-
menheit ausgebildet, dass man ihn füglich den Rembrandt unter
den Genremalern nennen könnte. Wie diesem, so ging auch ihm
der Sinn für Schönheit der Form, für Anmuth der Bewegung gänz-
lich ab. Seine Figuren, selbst die Kinder, sind sehr hässlich von
Zügen und von kurzen Proportionen. Da nun auch das geistige
Interesse, welches seine Bilder einilössen, meist gering ist, indem
sie uns gewöhnlich ein sehr äusserliches Wohlbehagen, selten eine
gemüthliche Stimmung vorführen, so liefert er uns in besonders
schlagender Weise den Beweis, dass ein Kunstwerk, trotz grosser
Mängel, in einem hohen Grade anziehend sein kann, wenn es nur
nach einer Richtung, wie hier in der Wahrheit des Naturgefühls,
in der malerischen Zusammenstellung, in der Harmonie der lslär-
bung, im Helldunkel und in der Technik das Ausserordentlichste
leistet. Unser Meister ist nun aber in der Färbung seiner Bilder,
namentlich seines Fleisches, wieder sehr verschieden. Bald, und
vorzugsweise in seiner früheren Zeit, finden wir einen lichten Gold-
ton von seltenster Klarheit, bald, am gewöhulichsten aber in seiner
mittleren und späteren Zeit, wird dieser Goldton bei derselben
Klarheit etwas röthlicher, und steht hiermit auch die häufige Farbe
der Kleider von einem warmen, tiefen Violett in Uebereinstimmung.
In der spätesten Zeit wird endlich der röthliche Ton kälter und die