Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

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Buch. 
Kapitel. 
gelegentlich führen sie uns auch Advokaten mit einem Ulienten, 
und Alchymisten, oder einen Schulmeister mit seiner Jugend vor. 
Wenn sie den Malern. der Conversationsstücke an Feinheit der 
Ausführung der Einzelheiten nachstehen, so entschädigen sie dafür 
reichlich durch einen mehr freien und sehr geistrcichen Vortrag, 
und eine ausserordentliche Ausbildung des Helldunkels und zwar 
meist in der warmen Harmonie. 
Adriaen Brouwer, geboren zu Haarlem 1608, gestorben 
zu Antwerpen 1641, war der Schüler des Frans Hals, und eignete 
sich von diesem die geistreiche und freie Technik, aber auch die 
liederliche Lebensweise an, in Folge deren er so jung starb. Frei- 
lich fühlt man auch seinen Bildern, deren Mehrzahl gemeine Leute 
beim Trunk und Spiel und sehr häufig in wüthenderjSchlägerei 
darstellen, durch ihre erstaunliche Wahrheit und Lebendigkeit an, 
dass sie von dem Künstler selbst erlebt worden sind. Da. nun 
hierzu ein seltenes Talent für Haltung und eine ebenso feine, als 
harmonische, öfter gegen das Kühle gehende Färbung, eine trelfliche 
Individualisirung, und ein Sfumato in der Touche kam, worin er ganz 
allein dasteht, so begreift man die Hochachtung, welche Rubens dem 
Genie dieses Künstlers zollte. Bei seiner Lebensweise und seiner kurzen 
Lebensdauer ist die Zahl der von ihm ausgeführten Bilder mässig, 
und sie kommen jetzt nur selten vor. Keine Gallerie kann sich für 
ihn mit der von München vergleichen, welche neun Bilder und 
darunter sechs seiner Meisterstücke besitzt. Eine Gesellschaft mit 
Bauern beim Kartenspiel, N0. 199, Cabinette, zeigt ihn in der 
seltensten Helle und Klarheit des kühlen Tons, worin er offenbar 
ein Vorbild des Teniers geworden ist.  Spanische Soldaten beim 
Würfelspiele, N0. 207, Cab., ist ebenso harmonisch im gemässigt 
bräunlichen Ton.  Ein Wundarzt, welcher das Püaster vom Arm 
eines Bauern nimmt, N0. 262, Cab., ist nicht allein in Ausdruck 
beider höchst meisterhaft und lebendig, sondern auch ein Muster- 
des hellen klaren Goldtons, und von seltenstcr Freiheit und Leichtig- 
keit der Touche. Kartenspieler in wüthender Schlägerei, N0. 27:5, 
Cabinette, ist in jedem Betracht eins der feinsten, von ihm vor. 
handenen Bilder. Das Augenblickliche in jeder, bis zur Art der 
Fleischfarbe mit seltner Wahrheit individualisirten, Figur ist unver- 
gleichlich, die Zartheit der Harmonie wunderbar, die Ausführung 
von ausserordentlicher Delicatesse.  Ein Dorfbarbier, Welcher die 
Fusswundc eines Bauern behandelt, No. 527, ist endlich noch ein
	        
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