Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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liaber ein angefangenes Bild ansieht, während er daneben steht, 
doch ist es minder solide impastirt. Unter seinen Portraiten ist das 
zu Florenz in der Gallerie der Uffizii, welches ihn mit seiner 
ganzen Familie, in einem hellen, klaren Goldton darstellt, das 
grösste; doch sind einige Köpfe_wenig ansprechend. In der Dres- 
dener Gallerie, N0. 1400, der berühmte Kesselflicker. In der Ge- 
wissenhaftigkeit, womit dieser den Kessel einer Frau untersucht, 
in der gespannten Erwartung derselben, liegt eine Art von Humor, 
welcher auf den Einiluss des Jan Steen deutet. Die Farbe ist zwar 
sehr harmonisch, doch weniger kräftig als sonst, die Ausführung 
etwas freier, bei geringerem Impasto. Sowohl durch Kunstwerth 
als Grösse, 1 F. 8 Z. hoch, 1 F. 11 Z. breit, ist dieses ein Haupt- 
werk des Meisters. Von ähnlicher Bedeutung und Sinnesweise kenne 
ich nur noch den Cherlatan, welcher einer aufmerksamen Zuhörer- 
schaft seine Mittel anpreist, in der Gallerie degli Uffizii zu Florenz. 
Von seltenster Schönheit sind endlich noch einige kleine Bilder in 
der Gallerie zu München. Sein eigenes Bild mit einem Wein- 
glasse, Gab. 465, bezeichnet F. van Mieris fet. A0. 1668, 19. May. 
Seine Züge athmen die grösste Fröhlichkeit, die Ausführung, im ge- 
diegensten Goldton, ist treiflich. Ein Knabe schlägt die Trommel, 
ein anderer bläst die Flöte, bezeichnet F. van Mieris 1670. ' Das 
volle Licht, der helle) Goldton, der feinste Schmelz, das gediegenste 
Impasto machen dieses nur 6 Zoll hohe und 51f4 Zoll breite Bild- 
chen zu einer kostbaren Kunstperle. Als trerfliehe Beispiele einzel- 
ner Damen im eleganten Anzuge gebe ich schliesslich eine, welche 
die Laute spielt, No. 415, und zwei Exemplare einer anderen, 
welche ihrem Papagei eine Mandel giebt, N0. 188 und 417, als 
die wahren Originale so vieler für diesen Meister ausgegebenen 
Copien. 
Pieter von Slingelandt, geboren zu Leyden 1640, ge- 
storben 1691, erhob sich nicht über eine sklavisehe Nachahmung 
seines Meisters Gerard Dow. Wenn er diesem in jedem anderen Be- 
tracht nachsteht, so übertrifft er ihn fast noch in der unendlich miih- 
seligen Ausführung des Einzelnen. Das höchste Lob, so man ihm 
geben-kann, ist, dass seine besten Bilder öfter für von der Hand 
seines Meisters gehalten werden. In seinen gewöhnlichen Bildern 
 
1 Ungeachtet dieser Bezeichnung wird dieses Bild auch noch in dem neuesten 
Katalog vom Jahr 1856 für den so viel schwächeren Wilhelm van Mieris aus- 
gegeben.
	        
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