Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

138 
Buch. 
Kapitel 
bedeutenden Bildern dieses Meisters arm. Folgende Gemälde wer- 
den ausreichen, eine würdige und vollständige Vorstellung von ihm 
zu erhalten. Ich lasse dabei dieselben sich ungefähr in der Ord- 
nung folgen, wie sie gemalt sein möchten. In der Gallerie zu 
Wien. Einer, an ihrem Bette sitzenden jungen, Kranken, mit der 
aufgeschlagenen Bibel auf dem Schoosse, wird vom Arzte der Puls 
gefühlt, datirt 1656. Von seltener Wärme des Gefühls in den 
Köpfen, schlagender Beleuchtung, einer feinen, für ihn kühlen 
Harmonie, und der zartesten Vollendung. Da der Meister damals erst 
21 Jahre alt war, sieht man, dass er sich schon sehr früh auf der vollen 
Höhe seiner Kunst befand. Ein bereits von Sandrart rühmlich er- 
wähnter, für den Erzherzog Leopold ausgeführter Kaufladen, 1660 
datirt, in derselben Gallerie, ist unbedingt eines seiner grössten 
Meister-Stücke. Eine junge Frau zeigt einem Herrn, welcher sie an 
das Kinn fasst, verschiedene Tücher und Zeuge. Die Composition ist 
ansprechend, der helle, aber warme, Ton sehr klar, die Behandlung, 
in einem treiflichen Impasto, von wunderbarer Delikatesse, die 
Grösse von 1 Fuss 9 Zoll Höhe und 1 Fuss 4 Zoll Breite, für ihn 
ungewöhnlich. Von ähnlicher Bedeutung für den Künstler durch 
Umfang, wie durch Vortreiflichkeit und in Ton und Behandlung 
diesem nahe verwandt sind zwei Bilder in der Eremitage zu St. 
Petersburg. Eine höchst elegant gekleidete Dame, welche einen 
Wachtelhund tanzen lässt, und eine junge Dame mit einem Wein- 
glas, welcher ein Herr Austern präsentirt. In der Gallerie zu 
München, Gab. N0. 274. Ein Krieger, datirt1662. Von seltenster 
Klarheit und Weiche. Ebenda, Gab. N0. 287. Eine Dame in gelbem 
Atlaskleide fällt in Gegenwart des Arztes in Ohnmacht. 1 Im 
Museum im Haag, N0. 92. Ein schöner Knabe, welcher Seifen- 
blasen macht, datirt 1663. Reizend und von einer grossen Tiefe 
des bräunlichen Tons. 2 Ebenda, N0. 90, der Künstler selbst mit 
seiner Frau, deren Bologneserhündchen er närrt. Sehr naiv und 
lebendig in den Köpfen und in einem gemässigten, aber klaren 
Ton mit seltner Zartheit durchgeführt. In der Gallerie zu Dresden, 
Mieris mit seiner Frau vor ihrem angefangenen Bildnisse, No.1401. 
In Composition, Helldunkel, Ton, geistreicher Behandlung, eines 
seiner schönsten Bilder. Fast ebenso schön ist das Gegenstück, 
N0. 1402, die WVerkstatt des Künstlers, in welcher sich ein Lieb- 
noch zwei andere Exemplare. 
1 Von diesem Bilde giebt es 
Bild kommt auch noch sonst vor. 
2 Auch dieses
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.