Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 bis 1690. 
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dunklen und schweren Ton der von Berchem ausgeführten Land- 
schaft. Das Museum im Haag besitzt in einer Frau an einem 
offnen Fenster, neben welcher ein Kind in der Wiege, welches von 
einem jungen Mädchen betrachtet wird, vom Jahr 1658, N0. 30, 
ebenfalls ein Werk ersten Rangs. Das Gefühl eines stillen häus- 
lichen Glücks tritt uns hier mit der seltensten Meisterschaft der 
Beleuchtung, Wärme und Klarheit der Färbung, und zart empfun- 
dener Ausführung vor Augen. Von den zwölf Bildern des G. Dow 
in der Eremitage zu St. Petersburg gehören einige ebenfalls zu 
seinen allerbesten Leistungen. Ein Bild desselben Gegenstandes 
wie das in Wien, ist jenem fast noch überlegen. Eine Herings- 
verkäuferin, vordem in Cassel, kommt an Wärme und Klarheit 
des Helldunkels dem Rembrandt nahe. Drei Bildchen, zwei Mäd- 
chen und ein Jüngling, im Begriff zu baden, sind die einzigen, mir 
bekannten Beispiele, dass G. Dow nackte Figuren gemalt hat. Sie 
zeigen ein sehr feines Naturgefühl und eine treffliche Modellirung 
in einem sehr hellen Ton. Unter den kleinen Bildern mit einer 
Figur führe ich schliesslich noch den jungen Mann mit der Violine, 
in der Bridgewatergallerie, für das Gefühl häuslichen Behagens, und 
seltenster Vollendung, an. 1 
Unter den Schülern der Gerard Dow gebührt dem, 1635 zu 
Leyden geborenen, 1681 gestorbenenFrans van Mieris, bei 
weitem die erste Stelle. Wie bei diesem entwickelte sich sein 
Talent sehr früh, so dass er von ihm den Beinamen des Fürsten 
der Schüler erhielt. Im Helldunkel, im Impasto, in der Feinheit 
der Ausführung steht er in der That in vielen seiner Bilder seinem 
Meister nicht nach. Auch behandelt er öfter ähnliche Gegenstände. 
In der Vorliebe für Vorgänge aus dem Kreise der höheren Stände 
gewahrt man indess einen Einfluss des Metsu, in einem gewissen 
Humor in anderen, den seines Freundes Jan Steen. Obgleich die 
Mehrzahl seiner Bilder sehr klein ist, so bleibt es doch bei ihrer 
ausserordentlichen Ausführung zu bewundern, dass er in der mäs. 
sigen Lebenszeit von 46 Jahren, deren so viele ausgeführt hat, da. 
Smith etwa 140 anführt. Die reichste Gallerie an Meisterwerken 
von ihm ist bei weitem die zu München. Nach dieser kommen 
die zu Dresden, Wien, Flüfenlz und Petersburg. Die Gal- 
lerie des Louvre, wie die englischen Sammlungen sind dagegen an 
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