Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

Epoche von 1600 
bis 1690. 
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seinen ziemlich häuligen Vorstellungen aus der heiligen, und aus 
der Profangeschichte, welche durchweg, da er sie immerin den 
Kreis seiner, dem gemeinen Leben entlehnter Anschauungen zieht, 
den Eindruck von Parodien machen.  
Jan Steen ist unbedingt nächst Rembrandt der genialste Maler 
der ganzen holländischen Schule. In der Fülle seiner Erfindungen, 
worin er alle übrigen Genremaler der Schule weit übertrifft, spricht 
sich ein unerschöpflicher Humor von einer bodenlosen Ausgelassen- 
heit und Schalkheit aus. Und in allen übrigen Stücken, Compo- 
sition, Zeichnung, Haltung, Färbung, Impasto, geistreieher und 
doch dabei fleissiger, Ausführung steht er keinem nach, wenn er 
seine ganze Kraft zusammen nimmt. Leider ist dieses freilich 
häufig nicht der Fall, und dann sinkt cr öfter sehr tief von dieser 
Höhe herab. Seine Köpfe werden widrige und gemeine Caricaturen, 
seine Motive übertrieben, die Behandlung flüchtig, die Färbung 
von einem schweren und einförmigen Braun. Wegen_des, den 
Engländern so ungemein zusagenden, Humors ist dieser Meister 
dort so beliebt, dass sich wenigstens zwei Drittel aller seiner Bilder 
in England, indess sämmtlich in Privatsammlungen, befinden. In- 
dem ich für die Würdigung einer grossen Anzahl auf meine Trea- 
sures verweise, kann ich daher davon hier nur einige Bilder in 
den am meisten zugänglichen Sammlungen anführen. In der Samm- 
lung von Thomas Baring. Das höchst charakteristische Bildniss 
des Künstlers, wie er, behaglich auf einen. Stuhl hingegossen, mit 
einer unvergleichlichen Miene der Sorglosigkeit, welche sich über 
die ganze Welt lustig macht, sich ein Lied zur Laute singt. Die 
Ausführung in einem harmonisch gebrochenen Ton, ist meisterlich. 1 
Eine ausgelassene Schuljugend benutzt den Schlaf des alten, wohl- 
beleibten Schulmeisters, um allerlei tolle Streiche auszuführen. So 
hat sich einer seine Brille aufgesetzt. Die treffliche Ausführung 
entspricht hier der ergötzlichen Erfindung.  In der Sammlung des 
Lord Ashburton. Eine lustige Gesellschaft in einer Schenke, darunter 
der Künstler. Das warme, durch die offene Thür einfallende, Son- 
nenlicht ist hier mit bewunderungswürdiger Wahrheit und Feinheit 
in dem ganzen Bilde durchgeführt. NVie trefflich er eine ähnliche 
Lichtwirkung auch im Freien darstellen konnte, beweisen ebenda seine, 
zugleich mit dem feinsten, malerischen Geschmack angeordneten, 
Titelblatt 
1 Dieses Bild ist als 
recht getreu gestochen. 
zum 
Bande von Smichs Catulogüe raisonnä
	        
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