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Bue)
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all viele Portaite in kleinem Maasstabe ausführte. Während eines
längeren Aufenthalts in Münster zur Zeit des Friedenscongresses
malte er nicht allein die Bildnisse verschiedener _der Gesandten,
sondern auch die sämmtlichen Mitglieder des Congresses in sehr
kleinem Maassstabe auf einem Bilde. Nachdem er in ähnlicher
Weise noch am Hofe zu Madrid thäitig gewesen, liess er sich zu De-
venter nieder, wo er nachmals die Stelle des Bürgermeisters be-
kleidete. Unter den Portraiten, welche er später malte, befanden
sich auch zwei des Prinzen Wilhelm von Oranien, nachmaligen Königs
von England. Gelegentlich malte er auch wohl Bildnisse in Lebens-
grösse, welche durch ihre Meisterschaft in Auffassung und Ausfüh-
rung zeigen, dass er selbst solchen Aufgaben durchaus gewachsen
war. Seine Berühmtheit in der Kunstgeschichte verdankt er aber
vornehmlich einer Anzahl von Bildern, welche selten mehr als drei,
häufig aber auch nur eine, Figur aus den wohlhabenden Ständen, in
einer gewählten Eleganz des Anzugs und der ganzen äusseren Er-
scheinung, mit der feinsten Haltung und einer höchst delikaten,
aber keineswegs geleckten Ausführung darstellen. Er ist als der
Schöpfer dieser Gattung anzusehen, worin nach seinem Vorgange
sich noch mehrere andere holländische Künstler hervorthaten. Die
Hauptlichtmasse bildet bei ihm meist das weissatlasne Kleid einer
Dame, welches zugleich den Ton für die, vorwaltend der kühlen
Tonleiter entnommenen Harmonie angiebt, selbst wenn die, immer
höchst naturwahren, Gesichter warm eolorirt sind.- Mit dem fein-
sten malerischen Gefühl versteht er es aber ausserdem durch einige
warme Farben die Eintönigkeit zu vermeiden. Von Portraiten von
ihm, welche jetzt selten in Gallerien vorkommen, führe ich nur
sein eigenes in ganzer, stehender Figur im Museum im Haag,
N0. 170, an. Die in einem gemässigt bräunlichen, klaren Ton
wiedergegebenen Züge des edlen Gesichts zeigen, dass er sich in
schon höheren Jahren gemalt hat. Er trägt eine Alongenperiicke.
Das Hauptbild in diesem Fache, die Gesandten des Congresses zu
Münster, beiindet sich jetzt im Besitz des Grafen Demidclf in Russ-
land. Unter seinen Genrebildern findet gelegentlich ein Zusammen-
hang statt, so dass mehrere, verschiedene Vorgänge einer-Geschichte
darstellen. So befinden sich in der Gallerie zu Dresden zwei
recht gute Bilder von ihm, deren eins einen Offizier vorstellt, welcher
einen Brief schreibt, und einen Trompeter, der darauf Wartet,
N0. 1179, das andere, ein Mädchen in weissem Atlaskleide, welches