Epoche von 1600 bis 1696
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an ihm gerügten Eigenschaften in besonderem Maasse vor. Er hat
einige Blätter mit einer sehr leichten Nadel ganz im Geschmack
des Rembrandt geätzt.
Ich komme jetzt auf die Betrachtung der übrigen Fächer der
holländischen Malerei. Bevor ich indess auf die einzelnen, in der
Einleitung zu dieser Epoche angegebenen, Gruppen eingehe, ist
hier noch eine allgemeine Bemerkung erforderlich. Die Zeit der
höchsten Blüthe dieser Schule in allen diesen Fächern, worin ihnen
sämmtliche, in der Einleitung gerühmte, Eigenschaften in vollem
Maasse eigen waren, ist ungefähr vom Jahr 1630 bis 1665 anzusetzen.
Nach dieser Zeit tritt allrnählig eine Abnahme der, wie schon be-
merkt, nach der Lehre und dem Vorbild von Rembrandt, ausge-
bildeten, sehr klaren Farbenharmonie aus der warmen Scala, und
des gediegenen, auch bei der feinsten Ausführung-wohl impastiren-
den, Vortrags ein. Wir werden sehen, dass selbst solche Meister,
welche mit_die grössten Zierden der Epoche der höchsten Blü_the
bilden, nach dem Jahr 1666 allmählig einen kühleren, häufig auch
schwereren Ton annehmen und in ihrem Vortrag magerer werden.
Bei den spätem Malern aber, deren künstlerische Thätigkeit erst
nach dem Jahre 1665 anfängt, tritt vollends, ungeachtet sonst
trefllicher Eigenschaften, eine entschiedene Abnahme des Gefühls
für eine warme Harmonie, besonders für die alte Klarheit, was bei
vielen durch das Malen auf dunklen Grund bewirkt wird, ein, und
zugleich wird der Vortrag häuüg entweder glatt und geleckt, oder
dekorativ und flüchtig.
Sechstes
Kapitel.
Die
Genremaler.
Ich fasse zuerst die Gruppe ins Auge, welche vorzugsweise
ihre Gegenstände aus dem Leben der höheren Klasse der Gesell-
schaft, gelegentlich auch aus dem Bürgerstande entlehnt, häufig
indess auch das Portrait behandelt hat.
An der Spitze derselben steht Gerard Terburg, geboren zu
Zwoll 1608, gestorben 1681. Er lernte die Malerei bei seinem
Vater und besuchte noch jung Deutschland und Italien, wo er über-