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Buch.
Kapitel
Bette sitzenden, Patriarchen, offenbar das Bildniss eines Juden, ist
der Ernst der Handlung und die Blindheit sehr gut ausgedrückt,
dabei ist die Lichtführung vortrefflich. Im Gesammtton erscheint
es aber gegen Rembrandt etwas fahl. Dagegen ist es im Ein-
zelnen mehr ausgeführt, als man es bei diesem in so grossen Bil-
dern findet. Auch im Louvre befindet sich von ihm, unter N0. 267,
ein gutes, nur etwas buntes Bild, welches die Heimsuchung vor-
stellt. Von Portraiten zeichnet sich besonders das des Dichters
Joost van Vondel im Museum zu Amsterdam, N0. 187, aus. Es
steht in Lebendigkeit, wie in der Färbung, dem van Dyck nahe.
Nur ist die Auffassung minder fein, die Ausführung dagegen breiter.
Zwei Bildnisse von alten Männern in der Gallerie zu München,
N0. 302 und 306, sind im Ton wärmer, in der Ausführung ileissiger.
Das letztere zeichnet sich noch besonders durch die hübschen Hände
aus. Mehr als in seinen Bildern zeigt sich der Einfluss des Rem-
brandt in seinen Radirungen, deren Bartsch 56, ihm sicher ange-
hörige, aufzählt. Wiewohl sie denen des Rembrandt in der Fein-
heit des Helldunkels nicht gleich kommen, sind sie doch in der-
selben Richtung immer von grossem Verdienst.
Salomon Koning, geboren 1609, gestorben 1674,(?) war
ein Schüler des David Oolyns und Nicolas Moyaert, aber folgte
später entschieden in seiner Kunst der Weise des Rembrandt. In
der That kam er ihm in seinen meisten Stücken so nahe, dass
seine Bilder sehr häufig für Rembrandt gelten. Er unterscheidet
sich vornehmlich von ihm durch die geringere Lebendigkeit, die
mindere Stärke und Klarheit der Färbung und einen stumpfen, in
der Farbe gequetschten, aber übrigens sehr fleissigen Vortrag. Er
behandelte heilige Geschichte, Genre. und Portraite. Das frühste der
mir von ihm bekannten Bilder ist ein junger Mann in einem hohen
Zimmer, welcher eifrig in einem Buche liest, vom Jahr 1630, in der
Bridgeirvatergallerie zu London. Die Lichtwirklmg ist hier_mit
grosser Zartheit behandelt. Ein anderes, in der Färbung des
Fleisches für ihn besonders warmes, Bild ist die Berufung des
Mathaeizs zum Apostelamt im Museum zuBerlin, N0. 822. Ebenda,
N0. 521, befindet sich auch das sehr stattliche und lebendige Bild-
niss eines Rabiners, welches öfter von ihm wiederholt worden, und
in der Regel für Rembrandt ausgegeben-wird, wie- dieses, z. B_,
mit einem sehr schönen Exemplar in Devonshirhouse xin London
der Fall ist. Gerade an diesen Bildern finden sich aber die oben