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Kapitel.
der etwas einförmigen Köpfe ist nicht bedeutend, der Lokalton des
Fleisches wird kühler und ist öfter von einem unwahren Roth,
welches sich dem Purpur nähert, der Vortrag wird mehr dicht und
verschmolzen, das Gefühl für die Gesamrntharmonie, Welche oft
von erstaunlicher Kraft, ist doch minder fein. Vorzügliclie Bilder
aus dieser etwas späteren Zeit sind der Uriasbrief, N0. 1205, und
Joseph der seinen Vater Jacob dem Pharao vorstellt, N0. 1203, in-
der Gallerie zu Dresden, eine Caritas mit drei Kindern und
ein Hirt mit seiner Geliebten in der Eremitage zu St. Peters-
burg, eine Scene aus Guarinis Pastor Fido, in der Sammlung von
Herrn Thomas Baring in London, 1 endlich eine Allegorie auf
den Frieden vom Jahr 1664. auf dem Rathhause zu Leyden im
Zimmer des Bürgermeisters. Ungleich weniger dem Charakter seiner
Schule getreu und weniger befriedigend ist F. Bol in seinen Bildern
im alten Rathhause in Amsterdam,.Fabricius in dem Lager des
Pyrrhus, der NVahl der Siebzig in dem Lager von Israel und dem
Moses. Um vieles vorzüglicher erscheint er, in seiner mittleren und
späteren Zeit, in seinen, meist im vollen Licht genommenen, Por-
traiten von einer überraschenden Lebendigkeit, und an XVahrheit
des Fleischtons ist er unbedingt seinem Meister überlegen. Weit das
ausgezeichnetste, ja sicher überhaupt das schönste, von ihm vor-
handene, Bild ist das, mit seinem Namen und 1649 bezeichnete,
Regentenstück in dem Leprosenhuys in Amsterdam. Die An-
ordnung der vier Vorsteher, welchen der Arzt einen aussätzigen,
aber mit grosser Discretiou behandelten, Knaben zur Aufnahme
vorstellt, ist bequem. Unter den durchaus meisterlichen Köpfen
spricht vor allen der des ersten Vorstehers, welcher den Knaben
betrachtet, durch seine edlentZüge an. Besondere Beachtung ver-
dienen nochdie meisterlich gezeichneten Hände. Vortreliflich ist eben-
falls ein Regentenstück im Huyssittenhuys, einer anderen wohl-
thätigen Anstalt, ebenda, von sechs Personen. Nach dem wärmeren
Ton möchte es etwas früher fallen. Wahrscheinlich hat es die
Jahrszahl, doch die schlechte Beleuchtung verhindert eine genauere
Untersuchung. Wie hoch F. Bol in seiner etwas späteren Zeit
als Portraitmaler steht, lehrt aber das Portrait eines lllannes in
schwarzer Kleidung vom Jahr 1659 im Louvre, N0. 42. Von den
Portaiten dieses Meisters in England. welche ich kenne, ist das
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