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Buch.
Kapitel.
Unter allen seinen Schülern verdient der, 1621 geborene, 1674
gestorbene, Gerbrandt van den Eeckhout die erste Stelle.
Auf ihn war am meisten von jenem Talent für Composition histo-
rischer, von jener eigenthümlichen Auffassung biblischer Gegen-
stände, übergegangen. Selbst in der Kraft, WVärme und Klarheit
der Färbung ist er ihm bisweilen nahe gekommen. Im Ganzen
aber steht er ihm freilich an Energie des Geistes und an Feinheit
des Gefühls für Harmonie und Wärme der Färbung, wie in Soli-
dität des Impasto weit nach. Seine meisten Bilder haben eine un-
gleich kühlere Stimmung und Zusammenstellungen von Farben,
welche seinem Meister als bunt erschienen sein würden. Er hat
auch viele Portraite und gelegentlich selbst Genrebilder ausgeführt.
Besonders ausgezeichnete Bilder von ihm sind: Anna, welche ihren
Sohn Samuel vor dem Hohenpriester Heli dem Herrn weiht, im
Louvre, No. 158, der im Tempel lehrende Christus, in der Gallerie
zu München, No. 279 Cabinette, David und Abigail, in der
Gallerie zu Schleisheim, die Ehebrecherin vor Christus, im
Museum zu Amsterdam, N0. 75. Alle diese Bilder stehen seinem
Meister an Schönheit der Oomposition, an Gluth der Färbung, an
Tiefe des Helldunkels nahe. Für die Feinheit des Gefühls, für
die Zartheit der Ausführung, ist die, in einer kühleren Stimmung
gehaltene, Erweckung von Jairi Töchterlein, im Museum zu Berlin,
N0. 804, eins seiner besten Bilder. Die schöne Composition ist den
Kunstfreunden durch den trefflichen, mit dem Namen des Rem-
brandt bezeichneten, Stich von Schmidt bekannt. Ein sehr gutes
Beispiel seiner Genrebilder ist der Jäger mit zwei Windhunden in
der Sammlung von van der Hoop in Amsterdam. Unter den
mir nur in Privatsammlungen von ihm in England bekannten Bil-
dem, zeichnen sich besonders der Triumph des Mardochai, und eine
Wachtstube in der Sammlung des Marquis von Bute aus?
Govaert Flinck ist im Jahr 1615 in Cleve, mithin inDeutsch-
land, geboren, im Jahr 1660 in Amsterdam, wo er 1652 das Bür-
gerreeht erhalten hatte, gestorben. Er war ein Künstler von sehr
ausgezeichnetem Talent, so dass er, nächst dem Eeckhout, von
allen Schülern in jeder Beziehung dem Rembrandt am nächsten
kam, und seine Bilder öfter für die seines Meisters gehalten werden.
Er ahmte auch gelegentlich mit vielem Geschick dem Murillo nach,
1 Näheres in Treasures Th.
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