Epoche von 1600 bis 1690.
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tion sind sehr lebendig und Heissig behandelt. In der Art des,
durch ein Fenster einfallenden, klaren, goldigen, Sonnenlichts, er-
kennt man das Vorbild des Adriaen van Ostade. Seine Genrebilder
sohliessen sich diesen auf das Engste an. Aus seiner früheren Zeit
führe ich hier nur- die zwei sogenannten Philosophen vom Jahr
16333111 Louvre, N0. 408 und 409, 1 treffliche Beispiele der breiten
Tagesbeleuchtung und der zarten Behandlung, und einen Holzhacker
mit seiner Familie in dem Schlosse Wilhelmshöhe bei Cassel, an.
Von den seltnen Bildern aus der Profangeschichte ist der Prinz
Adolph von Geldern, welcher seinen gefangenen Vater bedroht,
vom Jahr 1637, im Museum zu Berlin, N0. 802, wohl das be-
deutendste. Der Ausdruck der Bosheit in dem Sohn, die schlagende
Wirkung, die breite und doch sehr fleissige Behandlung, zeichnen
dieses Bild ungemein aus. Das frostige Gebiet der, in seiner Zeit
so beliebten, ,Allegorie lag dem Naturell, wie der Bildung des
Rembrandt so fern, dass mir an Gemälden von ihm nur ein Bei-
spiel aus demselben bekannt ist. Da dieses zwar im Inhalt dunkle,
doch meisterlich grau in grau ausgeführte Bild, sich auf die Be-
freiung der vereinigten Provinzen von der vereinigten Macht von
Spanien und Oestreich bezieht, möchte wohl vornehmlich das pa-
triotische Gefühl den Künstler zu der Ausführung veranlasst haben.
'Es befand sich in der Sammlung des Poeten Rogers. 2 Am wenig-
sten eigneten sich seine Formen zur Behandlung von Gegenständen
aus der antiken Mythologie, wofür ich hier nur die Danae in der
Sammlung der Eremitage zu St. Peters bur g und die Lucretia in der
Sammlung des Herrn Monroe in L o n d on anführen will. J a gelegent-
lich gefiel er sich, dieselben in sehr derber Weise zu parodiren, wie in
seinem bekannten Ganymed in der Dresdner Gallerie, einem häss-
lichen und fetten Jungen, der vom Adler am Hemde entführt, seine
Angst nicht blos durch Weinen zu erkennen giebt (Fig. 53).
Dass Rembrandt nach seinem ganzen Kunstnatxirell ein vor-
trefflicher Portraitmaler gewesen, versteht sich von selbst. Durch
die eigenthümliche Art der Beleuchtung, der Färbung und des
Vortrags unterscheiden sich indess seine Bildnisse von denen aller
übrigen Meister. Selbst diejenigen Schüler von ihm, welche darin
seiner Weise folgten, stehen ihm doch an Energie der Auffassung
und des Vortrags weit nach. Die Anzahl höchst vortreülioher
1 S. Kunstwerke und Künstler in Paris S. 584. 2 S. Kunstwerke und Künstler
in England Th. 1. S. 413.