Epoche von 1600 bis 1690.
welchen er sich, wie wir sehen werden, schon sehr zeitig ange-
eignet hat, zu keinem der früheren Meister in Holland eine so nahe
Verwandtschaft, als zu dem des Franz Hals. Alle diese trefflichen
Eigenschaften würden indess für die hässlichen undwoft gemeinen
Köpfe und Körper, die häuüg eckigen Bewegungen, das gänzliche
sich Hinwegsetzen über alles Traditionelle in der Kunst, im Kostüm,
wie in der ganzen Umgebung, keinen hinlänglichen Ersatz ge-
währen und nicht ausreichen, um die grosse Bewunderung, welche
die Werke dieses Meisters bis auf den heutigen Tag geniessen, zu
erklären, wenn nicht rceh die ihm eigenthümliche Gefühls-
weise hinzu käme. X erschiedene Zustände, welche sich als
eine Bedingung des Klimas, nur bei den Nordländern vorfinden,
erhalten nämlich in dieser Gefühlsweise ihre künstlerische
Verherrlichung, und zwar mit der Tiefe und Innigkeit eines
ächt germanischen Naturells. Im Gegensatz der Rauhigkeit und
Unwirthbarkeit des Klimas, welches während des grössten Theils
des Jahres, durch Kälte, Nässe und Dunkelheit, den Aufenthalt im
Freien schädlich und unangenehm macht, hat nämlich der Nord-
länder sich eine Häuslichkeit ausgebildet, welche durch die Ge-
schlossenheit der, von ihm künstlich erwärmten, und während so
vieler Stunden auch künstlich erhellten, Räume, durch den Schmuck,
den jeder ihnen nach seinen Kräften zu geben sucht, ein ganz
eigenthümliches Gefühl der Behaglichkeit und Gemüthlichkeit er-
zeugt, welches durch das Bewusstsein jenes Gegensatzes mit dem
unwirthlichen Zustande draussen, noch erhöht wird, ein Gefühl,
wovon der Südländer, schon wegen der ganz anderen klimatischen
Bedingungen, keine Vorstellung hat, welches aber überdem den
romanischen Nationen, deren Gmndbestand von der antik-römischen
Bevölkerung gebildet wird, also den Italienern, Franzosen und
Spaniern, weniger eigen ist. Dieses Gefühl spricht uns nun aus
vielen der Bilder und Radirungen Rembrandts an und nicht wenig
trägt hiezu die von ihm gewählte, unserem Kerzen- oder Kamin-
feuer engverwandte, Beleuchtung durch ein helles, sehr warmes,
aber geschlossenes, Licht bei, welches grosse Schattenmassen nur
dämmernd durchdringt. Dadurch, dass in dieser Beleuchtung die
Gegenstände erst allmählig auftauchen, und manche mehr geahnet
als gesehen werden, entsteht zum Theil das ihm eigen und eben-
falls höchst wirksame Gefühl des Geheimnissvollen und Seltsamen.
Es ist der letzte Nachklang des, den Germanen so tief eingepflanzten,