Epoche von 1600 bis 1690.
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als ausübender Künstler einer grossen Einseitigkeit der Richtung
huldigte, er als Sammler einen sehr allgemeinen Standpunkt ein-
nahm. Ausser einer ansehnlichen Zahl von Bildern, Zeiehnungen
und Kupferstichen aus der niederländischen und deutschen Schule,
von den van Eycks an, bis auf seine Zeit, unter denen begreif-
licherweise, als seiner künstlerischen Richtung nahe verwandt,
Meister wie A. Brouwer und Jan Livens besonders reich vertreten
sind, finden wir hier auch eine kleine Zahl von Bildern grosser
italienischer Meister, und etwa nicht bloss aus der, ihm als Co-
loristen in der Kunst nahe stehenden venetianischen Schule, wie
Giorgione und Palma vecchio, sondern auch von Raphael und
Michelangelo. Ja in seiner Kupferstichsammlung waren nicht nur
diese, und, was nahe liegt, Tiziun sehr reich vertreten, sondern
selbst der, ihm in seiner Kunstrichtung so durchaus entgegengesetzte,
Andrea Mantegna. Was aber am meisten Wunder nimmt, ist eine
Anzahl antiker Sculpturen, als der Laocoon, ein Amor, die Büsten
des Homer, des Socrates u. s. w. Ueber die Grösse,_wie über das
Material der Sculpturen lässt das sehr kurz gefasste Verzcichniss
leider meist im Ungewissen. Rembrandt kannte hienach sehr ge-
nau das Werthvollste, was die Kunst in den verschiedensten Rich-
tungen bis auf ihn hervorgebracht hatte und es ist ganz begreiflich,
dass er zu seiner Zeit nicht bloss als Künstler, sondern auch als
Sammler und Kenner in grossem Ansehen stand, wie denn Sandrart,
wo er Rembrandts Sammlung rühmend erwähnt, ausdrücklich sagt,
dass er desswegen von vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen
worden sei. Hieran schlossen sich noch sehr werthvolle Kunstbücher,
und eine reiche Sammlung von Kleidern, Geräthen und Waffen der
verschiedensten Nationen, welche er theilweise als Modelle bei seinen
Bildern und Radirungen gebrauchte. Ja es wird ausdrücklich ein
Packet von alten Lappen von verschiedener Farbe aufgeführt, welche
nur zu diesem Zwecke dienen konnten, und die man in; manchen
von seinen Bildern zu erkennen glaubt. Was der Künstler gelitten
haben muss, als alle diese Schätze in öffentlicher Versteigerung für
die geringe Summe von 4964 Gulden 4 Steuvers verschleudert
wurden, 1 bedarf keiner näheren Schilderung. Es zeugt aber von
treffenden, Actenstücke zu geben. Ein zweiter Abdruck jenes Verzeichnisses findet
sich bei Immerzeel.
1 Wenn man bedenkt, dass zu allen diesen Schützen, noch an 70 seiner
Bilder, eine grosse Zahl von Studien und sonstigen Handzeichnungen, und seine
sämmtliehen Radirungen kamen, so würde es schlechthin unerklärlich erscheinen,