Epoche von 1(
iOO bis 1690.
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haltenden Ausführung. In der Gesammthaltung steht es dagegen
nicht auf gleicher Höhe. Dieselbe ist etwas bunt, und bei den
Figuren auf dem zweiten und dritten Grunde ist die, nach den Ge-
setzen der Luftperspective erforderliche, Abtönung der Liebe zur
durchgängig gleichbestimmten Ausführung des Einzelnen in etwas
aufgeopfert. In dieser Beziehung ist ein Bild im Werkhuys zu
Amsterdam vom Jahr 1650, mithin nur zwei Jahr später gemalt,
ungleich vorzüglicher. Es stellt im Vorgrunde zwei Frauen und
zwei Männer im Gespräch, in einem anderen Raum einen Mann mit
einem Buche, im Hintergründe aber eine Predigt dar, und ist auch
in Zeichnung, Wärme und Klarheit des Tons, wie in einem ge-
wissen Helldunkel eins der schönsten Werke des Meisters. Würdig
schliesst sich ein Bild mit? vier Herrn der Schützengesellschaft, dem
Kastelan derselben und einem Knaben mit einem Becher vom Jahr
1656 im neuen Rathhause, N0. 30, an. Der Ton, obwohl noch
immer warm, ist hier etwas minder kräftig. Im folgenden Jahr,
1657, führte er das mit vollem Recht in Holland unter dem Namen
„het doelenstück" berühmte Bild für die dortige Schützengesell-
Schaft aus, welches jetzt im Museum von ßmsterdam befindlich
ist, No.118. Dieses, drei der Vorsteher jener Gesellschaft mit
prächtigen, goldenen Preisgefässen, und eine vierte, für den Künst-
ler selbst gehaltene, Person darstellende Bild, zeigt allerdings eine
sehr glückliche Schwebe eines höchst feinen Naturgefühls, und einer
treiflichen Ausführung des Einzelnen mit einer vollendeten Haltung.
Es wird aber fast noch durch eine, früher im Besitz eines Herrn
Jan de Graaf in Amsterdam, l jetzt im Louvre, N0. 197, bcfind-
liche Wiederholung in einem kleineren Maassstabe übertroffen,
welche van der Helst im folgenden Jahr 1658, wahrscheinlich für
einen jener Herrn, malte. Jedenfalls ist diese besser erhalten und
eines der schönsten Portraitstücke, welche die holländische Schule
überhaupt hervorgebracht hat. Diesem Bilde schliesst sich in der
Zeit und Güte ein anderes in der Sammlung des Herrn H. T. Hope
in London an. 2 In seiner späteren Zeit trat eine grosse Verände-
rung in seinen Bildern ein. Allmählig nimmt der warme Fleisch-
ton ab und geht zuletzt in einen feinen. Silberton über, die Formen
werden weniger bestimmt angegeben, die Pinselführung wird Sehr
weich und delikat, die ganze Farbenstimmung kühl. Ein besonders
1 S. Houbrackens Geschichte der niederländischen Maler, Th. II. S. 9.
2 Yergl. Treasnres Th. II. S. 115.