Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 2)

86 V. Buch. 3. Kapitel. 
Klarheit der Färbung dem J. Jordaens nahe. In historischen 
Bildern, deren zwei in der Gallerie zu Braunschweig, ist er 
minder glücklich.  
WVeit der berühmteste der holländischen Portraitmaler dieser 
Epoche ist indess der, 1613 zu Amsterdam geborene, 1670 ebenda 
gestorbene, Bartholomaeus van der Helst. Obgleich nichts 
von seinem Meister bekannt ist, bin ich doch durch ein näheres 
Studium seiner früheren Bilder zu der Ueberzeugung gelangt, dass, 
wenn Frans Hals nicht im eigentlichen Sinne sein Lehrer war, er 
sich doch durchaus nach demselben gebildet hat. Ein solches ist 
das Bildniss des Viceadmirals Kortenaar im Museum zu Amster- 
dam, N0. 111, wo die Auflassung der Form und das Stehenlassen 
der Pinselstriche sehr an F. Hals erinnern. Dahin gehören eben- 
falls zwei grössere Bilder mit Schützen auf einer Gallerie des Rath- 
hauses zu Haarlem, deren kunstlose Anordnung, Mangel an 
Haltung, Einförmigkeit des, sonst sehr warmen, Fleischtons eben- 
falls auf die frühere Zeit des Meisters weisen. Bis gegen das Jahr 
1640 bildete er indess seine Eigenthümlichkeit zu ihrer vollen 
Kunsthöhe aus. Die Anordnung, auch von Portraitstücken mit 
vielen Figuren ist sehr kunstreich und bequem, die Haltung treff- 
lich, die Zeichnung meisterlich, die Individualisirung der Köpfe 
nicht allein sehr lebendig, sondern von einer höchst anziehenden 
Gutartigkeit und Gemüthlichkeit des Gefühls, und, bei einer allge- 
mein warm bräunlichen Farbe, doch fein abgestuft, der Vortrag 
zwar nicht so frei und geistreich, wie bei Frans Hals, aber tleissiger, 
und "sich gleichmässiger über alle Nebensachen erstreckend. Auf 
dieser Kunsthöhe erhält er sich etwa bis zum Jahr 1660. Haupt- 
bilder aus dieser Zeit von ihm sind: Ein Vorgang der Schützenge- 
sellschaft von Amsterdam vom Jahr 1639, mit dreissig Theilnehmern 
im neuen Rathhause zu Amsterdam, N0. 13. Voll lebendiger 
MOÜVQ 11m1 in jedem Betracht dem folgenden an Vortrefflißhkßit 
nahe verwandt. Das berühmte, mit dem Jahr 1648 bezeichnete 
Schützenfest zur Feier des westphälischen Friedens, N0. 117, im 
Museum zu Amsterdam, eine Versammlung von 24 Personen. 
Das Hauptgewicht dieses Werks liegt in der ungemein lebendigen 
und treuen Individualisirung aller Theile in Form und Farbe, der 
treiflichen Zeichnung, welche sich besonders bei den Händen gel- 
"tend macht, in der kräftigen und klaren Färbung, endlich in der 
Art der, eine glückliche Mitte zwischen Bestimmtheit und Weiche
	        
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