Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1350 bis 1420. 
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(N0. 1231), und der heilige Petrus (N0. 1220). Leider ist der Ort, 
woher sie stammen, nicht bekannt. ' 
Die Glasmalerei findet erst in dieser Epoche mit der Verbrei- 
tung der gothischen Architektur ein ausserordentlich reiches Gebiet 
der Anwendung und bildet sich zu einer grossen Vollkommenheit 
aus, ohne indess ihren ursprünglichen Charakter einer architekto- 
nisch-ornamentalen Kunst, zu verlassen. Die Art der Verwendung 
ist eine doppelte. Entweder sie füllt die schönen, ihr von dem 
Maasswerk der Fenster und ganz besonders der Rosen gegebenen 
Muster mit Glas aus, woran das Gefühl für die harmonische Zu- 
sammenstellung der ganzen und kräftigen Farben fast noch mehr 
Bewunderung verdient, als die ausserordentliche Glut und Tiefe einer 
jeden einzelnen, unter denen das Purpurroth, das Goldgelb, das 
Smaragdgrün und das dunkle Blau die Hauptrollen spielen, oder 
sie benutzt die grösseren Flächen der Fenster zu figürlichen Dar- 
stellungen. In diesen waltet indess auch immer das architektonische 
Gesetz vor, sei es nun, dass einzelne kleine Bilder aus der heiligen 
Geschichte oder der Legende in symmetrisch angeordneten Feldern, 
in der den Eindruck eines Prachtteppichs, worin wieder jener Sinn 
"für Harmonie zur Geltung kommt, machenden Gesammtiläche ver- 
theilt sind, oder dass einzelne grosse Figuren der Gottheit, oder von 
Patriarchen, Propheten, Heiligen, in feierlicher und statuarischer 
Haltung, die Hauptmasse bilden. Bei diesen findet indess zwischen 
dem Inhalt und der Ausbildung ein grosser Unterschied statt. Die 
Gegenstände sind fast immer an sich bedeutend -und stehen oft in 
sinnreichen Beziehungen zu einander, in der Kunstform folgen sie 
der, welche in den höheren Gattungen der, Malerei, der Wand- oder 
Tafehnalerei, herrscht, in der Ausbildung aber bleiben sie auf einer 
geringen Stufe stehen. Dieselbe wird theils durch die schon oben 
erwähnte Unbehülflichkeit der Technik, theils durch das Bedürfniss 
nach Deutlichkeit bedingt, welche, bei der ansehnlichen Entfernung 
vom Auge, worin sich diese Glasmalereien meist befinden breite und 
starke Umrisse verlangt. Der Einfluss dieser Bedingungen auf die 
Glasgemälde ist indess ein sehr verschiedener. Wenn jene kleine- 
ren, historische Vorgänge darstellenden dadurch häufig etwas Unge- 
Schlachtes und Undeutliches erhalten, so sind sie bei jenen grossen 
Gestalten oft durchaus nicht störend, so dass manche derselben zu 
den edelsten und würdigsten Denkmalen gehören, welche wir von 
Waagen, Handb. a. Malerei. r. 5
	        
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