64
Buch.
Kapitel.
Nur um wenig später sind vier Flügelbilder eines Altars, wel-
-chen, nach urkundlicher Nachricht, die Familie Deichsler im Jahr
1400 in die jetzt abgetragene Katharinenkirche zu Nürnberg gestif-
tet, im Museum zu Berlin (N0. 1207-1210). Sie stellen die, auch
hier höchst fein gebildete, Maria mit dem mageren Kinde, den Pe-
trus Martyr von grosser Energie des Charakters und kräftig warmer
Farbe, die mild und fein gebildete h. Elisabeth von Thüringen, und
Johannes den Täufer vor. In dem lebhaften Motiv des letzten er-
kennt man noch den gothischen Schwung, in dem Kopf mit der
Adlernase von sehr warmem Ton einen glühenden Eifer von Dem
zu zeugen, dessen Symbol, das übrigens sehr schwach gerathene
Lamm, er auf dem Arm hat. In der Zeichnung, besonders der
Hände und Füsse sind diese Gemälde weniger ausgebildet.
Dass von Nürnberg aus sich diese Kunstweise auch im übrigen
Franken verbreitet hat, beweist ein Bild an dem Grabmal des 1365
gestorbenen Bertholds, Bischofs von Eiehstädt, in der Kirche zu
Heilsbronn. Die in Form und Ausdruck sehr schöne Maria steht
dem Imhoflsehen Altar sehr nahe und gehört, wenn auch nicht
gleich nach dem Tode des Bischofs gemalt, doch sicher noch dem
vierzehnten Jahrhundert an. Das Bildniss ist bei einer im Jahr
1497 gemachten Restauration ohne Zweifel etwas mehr individuali-
sirt worden.
Auch in Schwaben ist die Kunstweise dieser Epoche zu einer
sehr achtbaren Ausbildung gelangt. Dieses beweisen verschiedene,
dem Ende derselben angehörige Bilder in der, neuerdings 'käuflieh
in den Besitz des Staats übergegangenen Sammlung des Obertribu-
nal-Proeurators Abel in der König]. Sammlung zu Stuttgart. Zwei
grosse Tafeln, deren eine die Evangelisten Marcus und Lueas und
den Apostel Paulus, die andere die Heiligen Dorothea, Margaretha
und den Evangelisten Johannes enthält, aus der Dorfkirche zu
Alm en ding e n, in der Nähe von Ehingen, sprechen für einen tüchtigen
Meister. Dasselbe gilt von zwei grossen Tafeln aus dem Kloster
Heiligkreuzthal in Oberschwaben, welche die Grablegung und den
Zug der heiligen drei Könige darstellen.
Eine von allen obigen abweichende Richtung, welche mehr auf
Zeichnung, Naturwahrheit und Charakteristik ausgeht, dafür aber
von geringerer Ausbildung des Gefühls ist, findet sich in drei Bruch-
stücken von Bildern im Museum zu Berlin, die Vermählung der h.
Katharina (N0. 1232), zwei Engel, welche eine Monstranz halten