Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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Buch. 
Kapitel. 
Nur um wenig später sind vier Flügelbilder eines Altars, wel- 
-chen, nach urkundlicher Nachricht, die Familie Deichsler im Jahr 
1400 in die jetzt abgetragene Katharinenkirche zu Nürnberg gestif- 
tet, im Museum zu Berlin (N0. 1207-1210). Sie stellen die, auch 
hier höchst fein gebildete, Maria mit dem mageren Kinde, den Pe- 
trus Martyr von grosser Energie des Charakters und kräftig warmer 
Farbe, die mild und fein gebildete h. Elisabeth von Thüringen, und 
Johannes den Täufer vor. In dem lebhaften Motiv des letzten er- 
kennt man noch den gothischen Schwung, in dem Kopf mit der 
Adlernase von sehr warmem Ton einen glühenden Eifer von Dem 
zu zeugen, dessen Symbol, das übrigens sehr schwach gerathene 
Lamm, er auf dem Arm hat. In der Zeichnung, besonders der 
Hände und Füsse sind diese Gemälde weniger ausgebildet. 
Dass von Nürnberg aus sich diese Kunstweise auch im übrigen 
Franken verbreitet hat, beweist ein Bild an dem Grabmal des 1365 
gestorbenen Bertholds, Bischofs von Eiehstädt, in der Kirche zu 
Heilsbronn. Die in Form und Ausdruck sehr schöne Maria steht 
dem Imhoflsehen Altar sehr nahe und gehört, wenn auch nicht 
gleich nach dem Tode des Bischofs gemalt, doch sicher noch dem 
vierzehnten Jahrhundert an. Das Bildniss ist bei einer im Jahr 
1497 gemachten Restauration ohne Zweifel etwas mehr individuali- 
sirt worden. 
Auch in Schwaben ist die Kunstweise dieser Epoche zu einer 
sehr achtbaren Ausbildung gelangt. Dieses beweisen verschiedene, 
dem Ende derselben angehörige Bilder in der, neuerdings 'käuflieh 
in den Besitz des Staats übergegangenen Sammlung des Obertribu- 
nal-Proeurators Abel in der König]. Sammlung zu Stuttgart. Zwei 
grosse Tafeln, deren eine die Evangelisten Marcus und Lueas und 
den Apostel Paulus, die andere die Heiligen Dorothea, Margaretha 
und den Evangelisten Johannes enthält, aus der Dorfkirche zu 
Alm en ding e n, in der Nähe von Ehingen, sprechen für einen tüchtigen 
Meister. Dasselbe gilt von zwei grossen Tafeln aus dem Kloster 
Heiligkreuzthal in Oberschwaben, welche die Grablegung und den 
Zug der heiligen drei Könige darstellen. 
Eine von allen obigen abweichende Richtung, welche mehr auf 
Zeichnung, Naturwahrheit und Charakteristik ausgeht, dafür aber 
von geringerer Ausbildung des Gefühls ist, findet sich in drei Bruch- 
stücken von Bildern im Museum zu Berlin, die Vermählung der h. 
Katharina (N0. 1232), zwei Engel, welche eine Monstranz halten
	        
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