Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1350 bis 1420. 
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jeglichen Menschen von aller Gestalt, als hätte er gelebt," 1 hat 
man sich gewöhnt die besten der in Köln und der Umgegend aus 
dieser Epoche vorhandnen Bilder von jenem Meister Wilhelm zu 
halten. S0 viel Wahrscheinlichkeit nun dieses hat, so muss man 
doch nicht vergessen, dass es von keinem einzigen Bilde gewiss ist. 
Am wahrscheinlichsten rühren ohne Zweifel von ihm die Ueberreste 
von neun lebensgrossen Gestalten in dem sogenannten Hansesaale 
des Rathhauses zu Köln her, welche neuerdings unter der Tünche 
entdeckt worden sind, indem der Archivar, Dr. Ennen, gefunden 
hat, dass, zwischen den Jahren 1370  1380, zwölf Zahlungen für 
Malereien geleistet worden, deren Urheber bei der ersten Magister 
Wilhelmus genannt wird, während die blosse Benennung "piotor" 
bei den übrigen voraussetzen lasst, dass damit derselbe gemeint ist. 
Zwei noch gut erhaltene Köpfe sollen nach dem Urtheil Schnaases, 
welcher auch Abbildungen derselben" gibt (Geschichte der bildenden 
Künste 6. Bd. S. 425  die Hand eines vorzüglichen Meisters 
zeigen und an die dem Meister Wilhelm beigemessenen Tafelge- 
mälde erinnern. Das frühste unter den ihm früher beigemessenen 
Bildern ist wohl das Wandgemälde in der St. Castorskirche zu 
Coblenz in der spitzbogigen Nische über dem Sarkophag des im 
Jahre 1388 verstorbenen Kuno von Falkenstein, Erzbischof von 
Trier. Es stellt Christus am Kreuze, zu den Seiten Maria, Jo- 
hannes, Petrus, den heiligen Castor und den knieenden Erzbischof 
dar. Die Gestalten des Petrus und Castor erinnern in ihrer Hal- 
tung noch an die vorige Epoche. Maria und Johannes drücken 
ihren Schmerz am meisten durch lebhafte Gebährden aus. Die In- 
dividualität in dem Bildniss des Kuno ist noch sehr massig. Die 
starken Restaurationen mindern den Werth dieses Bildes sehr und 
erschweren das Urtheil über seinen ursprünglichen Charakter. 
Ungleich würdiger des grossen Namens sind einige Theile des 
an Bildern sehr reichen Flügelaltars aus der Kirche der heiligen 
Clara, jetzt in der Johanneskapelle des Kölner Doms, namentlich 
die Geburt, die Verkündigung der Hirten, das Bad des Kindes, 
die Anbetung der Könige, die Darstellung im Tempel, die Flucht 
1 Die von de Noel, Merlo, Dr. Ennen und Schnaase vermuthete Identität eines 
Malers Wilhelm von Herle in Köln mit obigem Meister Wilhelm scheint mir dßßb 
sehr zweifelhaft, da schwerlich jene Chronik einen Maler als im Jahr 1380 als 
lebend erwähnen würde, welcher urkundlich bereits im Jahr 1378 schon todt 
war, möglicherweise aber schon im Jahr 1375 gestorben sein kann, indem er nach. 
dem Jahr 1372 nicht mehr vorkommt.
	        
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