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BuchÄ
Kapitel.
ster stammende Bilder im Museum zu Berlin, deren das eine
(N0. 1221) die Verspottung, das andere (N0. 1219) die Kreuzigung
Christi darstellt. Beide verrathen einen recht geschickten, etwa
um 1400 arbeitenden Künstler.
Aber auch in Oesterreich selbst war diese Kunstweise zu einer
eigenthümlichen Ausbildung gelangt. Dieses wird in glänzender
Weise durch die Miniaturen in einem für denselben Herzog Albrecht II.
angefangenen und für seinen Neffen, den ErzherzogWilhelm, been-
deten Manuscript einer deutschen Uebersetzung von Durands Rationale
divinorum officiorum auf derselben kaiserlichen Bibliothek bewiesen.
Die sicher zwischen den Jahren 1384-1403 ausgeführten Minia-
turen stehen auf der Kunsthöhe der besten böhmischen Malereien
dieser Epoche, unterscheiden sich aber von ihnen durch eine grös-
sere Kraft der Farben und mehr Bestimmtheit in den Formen. Die
besten der Bilder vereinigen eine gute Anordnung und Zeichnung
mit feinen Köpfen und einen blühenden Fleischton. Besonders
zeichnen sich das Abendmahl und das jüngste Gericht aus. Die
an verschiedenen Stellen vorkommenden Bildnisse der obigen fürst-
lichen Herrschaften zeigen schon ein glückliches Streben nach In-
dividualisirung. 1
Die edelste Ausbildung erreichte die Kunstweise dieser Epoche
in Deutschland in den letzten Jahrzehnten des 14. und den ersten
des 15. Jahrhunderts in Köln. Der geistige Friede, die stille Se-
ligkeit, die ungetrübte sittliche Reinheit, welche nur die Religion
gewähren kann, spricht sich in den Gebilden derselben in seltenem
Maasse aus. Hiermit in Uebereinstimmung sind die Farben meist
einander besonders harmonisch zugebrochen, die Farbe des Fleisches
zart, die Modellirung nur massig, der Vortrag sehr weich und ver-
schmolzen. Die schwache Seite dieser Schule, welcher kräftige
Charaktere und dramatische Gegenstände am wenigsten zusagten, ist
die Unkenntniss des Knochengerüstes des menschlichen Körpers.
Ueber die Meister, welchen die vorhandene Bilder beizumessen sind,
ist die Ungewissheitleider noch viel grösser, als in der böhmischen
Schule. Nach einer Stelle in der Limburger Chronik unter dem
Jahr 1380, worin es heisst: „In dieser Zeit war ein Maler zu Köln,
der hiess Wilhelm, der war der beste Maler in allen teutschen
Landen, als er ward geachtet von den Meistern. Er malet einen
Ausführliches darüber in meiner Notiz
im Deutsch.
Kunstbl.
1850.
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